Kritik zu Ready or Not

© 20th Century Fox

Tyler Gillett und Matt Bettinellli streben in ihrer Horrorkomödie einen Balanceakt zwischen Spannung, Schrecken und Humor an. Ihr Film über eine Familie von Superreichen, in die eine Aufsteigerin hineinheiraten will, ist zudem auch als ätzender Kommentar auf Soziales gemünzt

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Dass der vermeintlich schönste Tag im Leben zweier Menschen nicht immer genau so verläuft, wie geplant, weiß man nicht erst seit dem blutigen Hochzeits-Massaker in Quentin Tarantinos »Kill Bill«. Ähnlich wie auch Uma Thurman auf ihrem Rachefeldzug, muss nun Samara Weaving in »Ready or Not« einiges an körperlicher und psychischer Gewalt einstecken.

Auslöser dafür ist ein vor Jahrzehnten beschlossener Pakt mit einem Mephistopheles-artigen Geschäftsmann, auf dem der Wohlstand der mit Brettspielen erfolgreich gewordenen und bis heute superreichen La Domas-Familie beruht. Damit dieser Zustand erhalten bleibt, hat sich der Clan im Gegenzug verpflichtet, mit jedem frisch angetrauten Familienmitglied noch in der Hochzeitsnacht ein Spiel zu spielen.

Was gespielt wird entscheidet der Zufall – und der hätte für Grace keine schlechtere Wahl treffen können. Statt einer entspannten Partie Schach oder Dame steht Verstecken auf dem abendlichen Programm: Für die junge Braut eine merkwürdige, aber witzige Familientradition, für die La Domas bitterer Ernst. Schaffen die es nämlich nicht, Grace bis Sonnenaufgang zu finden und umzubringen, steht ihnen ein explosives Ende bevor.

Es ist ein Balanceakt, den jede gute Horrorkomödie zu bewältigen hat: Während sich das Horror-Element auf Gewaltausbrüche, Splattereffekte und Szenerie stützen kann, muss das Komödiantische wohldosiert und passend platziert eingesetzt werden, um zu vermeiden, dass der Film zu klamaukig wird. Den richtigen Mittelweg finden die Regisseure Gillett und Bettinelli-Olpin bei »Ready or Not« zwar nicht in Gänze – gerade der starke Comic-Relief-Charakter einer Nebenfigur ist gegen Ende ziemlich verbraucht –, insgesamt aber weiß der Film über seine 95 Minuten hinweg durchweg zu unterhalten.

Zu verdanken ist das neben den skurrilen Figuren und dem mitunter schaurig-schönem Setting vor allem Hauptdarstellerin Samara Weaving. Schon bevor das blutige Spektakel beginnt, scheint die sich in ihrer Rolle als ungeliebte Schwiegertochter merklich wohl zu fühlen. Richtig aufblühen darf sie hingegen dann, wenn das Versteckspiel seinen Lauf nimmt und aus der Gejagten die Jägerin wird. Mit jedem weiteren Toten, jeder weiteren überstandenen Prüfung und jeder weiteren Wunde blitzt auch in ihrem Blick der Wahnsinn immer weiter durch.

Umso ärgerlicher ist es, dass »Ready or Not« trotz nettem Kniff am Ende insgesamt zu vorhersehbar bleibt und dadurch etwas an Spannung verliert. Etwas mehr Mut und Biss hätte dem Film gerade bei seinen satirischen Elementen gut getan. Die Prämisse der vom Teufel gesponserten Superreichen bietet viel Potential zum kritischen Kommentar, bleibt aber, von wenigen Späßen abgesehen, ungenutzt. Trotzdem: »Ready or Not« ist ein sehenswerter Genrebeitrag, in dem vor allem Schauspielerin Samara Weaving zu überzeugen weiß.

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