Kritik zu Der Plan
Der Amerikaner George Nolfi hat sich als Drehbuchautor (unter anderem »The Sentinel – Wem kannst du trauen?« und »Das Bourne Ultimatum«) einen Namen gemacht. Nun stellt er sich mit einer Philip-K.-Dick-Verfilmung als Regisseur vor
Das umfangreiche Werk von Philip K. Dick (1928-82) ist für das Kino immer noch ein steter Quell der Inspiration. Filme wie Ridley Scotts »Blade Runner« (1982), Paul Verhoevens »Total Recall« (1990), Steven Spielbergs »Minority Report« (2002), John Woos »Paycheck« (2003) und Lee Tamahoris »Next« (2007) basierten auf Kurzgeschichten des ungeheuer produktiven Science-Fiction-Autors, dessen Visionen sich oftmals aus den Paranoiaerfahrungen der McCarthy-Ära speisten und dennoch – wie die filmischen Adaptionen bewiesen haben – ein hohes Maß an Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit in sich tragen.
Für »Der Plan« diente nun die 1954 erschienene Kurzgeschichte »Adjustment Team« als Vorlage, die George Nolfi in seinem Regiedebüt zu einem interessanten Genrezwitter zwischen Romantik, Action und Science-Fiction ausbaut. Im Zentrum der Handlung steht der Nachwuchspolitiker David Norris (Matt Damon), der in New York als Favorit bei der anstehenden Wahl zum Senat gilt, jedoch wenige Tage zuvor durch eine Kneipenschlägerei seine hart erarbeitete Popularität ruiniert.
Am Abend der Wahlniederlage lernt er Elise (Emily Blunt) kennen, die sein Herz beträchtlich verzückt und den ehrgeizigen Politiker aus der festgefahrenen Bahn wirft. Norris lässt alle Professionalität sausen und berichtet vor laufenden Kameras aus den Niederungen des Wahlkampfmarketings. Das unorthodoxe Verhalten treibt den grauen Herren aus dem »Adjustment Bureau« die Sorgenfalten auf die Stirn. Sie sind dafür verantwortlich, dass der »Plan« genau eingehalten wird. Ein Plan, in dem das Leben eines jeden Menschen exakt vorgezeichnet ist.
Wie viele Geschichten von Philip K. Dick zieht auch »Der Plan« in die profane Realität eine zweite Wirklichkeitsebene ein. Das Büro, in dem ein gesichts- und namenloser Vorsitzender das Schicksal der Menschen bis ins Detail vorherbestimmt, ist eine typische Angstfantasie der 50er Jahre. Darin spiegeln sich die weltgeschichtlichen Erfahrungen mit Faschismus und Stalinismus, aber auch die Auseinandersetzung mit dem staatlichen Überwachungssystem, dessen Ausbau FBI-Chef J. Edgar Hoover seinerzeit in den USA vorantrieb. Aber die Angst vor der manipulierten Realität ist längst ein zeitloses Phänomen geworden, das auch heute in der konzerngelenkten Mediengesellschaft Bestand hat.
Nolfis Verfilmung ist optisch fest in der Gegenwart verankert, setzt jedoch auf die Allgemeingültigkeit der Story, die die immer wieder gern beschworene Kraft der Liebe gegen das technokratisch determinierte Schicksal setzt. Dieser Konflikt wird sehr effizient und ideenreich in Szene gesetzt. Matt Damon und der fabelhaften Emily Blunt gelingt es mit schauspielerischer Prägnanz das emotionale Fundament zu legen. Und Nolfi widersteht der Versuchung, die Romanze mit einem Special-Effect-Gewitter zuzudröhnen. Dass die Verfolgungsjagd durch das in ein Türenlabyrinth verwandelte Manhattan trotzdem spektakulär ausfällt, ist dem kreativen und pointierten Einsatz digitaler Tricks zu verdanken, der sich wohltuend vom Hightech-Overkill anderer Genreprodukte abhebt.
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