Nachruf: Hannelore Elsner
Hannelore Elsner in »Auf das Leben!« (2014). © Camino Filmverleih
Eine voluminöse Perücke, schwergeschminkte traurige Augen und zwei Kippen gleichzeitig rauchend: das war Hannelore Elsner in ihrer Paraderolle der Hanna Flanders in Oskar Roehlers »Die Unberührbare«. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Filmpreis, dem Preis der Deutschen Filmkritik und dem Bayerischen Filmpreis für ihre Darstellung der suizidgefährdeten Schriftstellerin, wurde sie endlich als ernstzunehmende Charakterdarstellerin wahrgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war Elsner schon fast 60 Jahre alt und bereits seit über 40 Jahren als Schauspielerin tätig.
In über 200 Film- und Fernsehrollen war sie im Laufe ihres Lebens zu sehen, hat neben den ganz großen deutschen Filmschauspielern und -schauspielerinnen vor der Kamera gestanden, und ist schließlich selber eine von ihnen geworden.
Mit einer kleinen Rolle an der Seite von Freddy Quinn hatte sie als 17-Jährige ihren ersten Auftritt, nachdem sie ein Jahr zuvor in München auf der Straße entdeckt worden war. Ihre erste größere Filmrolle hatte sie 1961 in »Das Mädchen mit den schmalen Hüften«, einem seichten deutschen Unterhaltungsfilm. In den 60er Jahren sollten viele solcher Filme folgen, in denen sie aufreizende junge Frauen verkörperte. Eine Tatsache, die zu ihrem Image der »sinnlichen Verführerin« führte. Ihr Durchbruch gelang ihr schließlich mit dem Edgar Reitz-Film »Die Reise nach Wien« (1973), in dem sie eine gelangweilte Provinzlerin spielt, die während des Zweiten Weltkriegs an der Seite ihrer besten Freundin, gespielt von Elke Sommer, spontan einen Trip nach Wien macht.
In den folgenden zwei Dekaden wurde sie eine beständige Größe in Fernsehfilmen und -serien. Wiederholt etwa beim Tatort, aber auch in der Kult-Serie »Irgendwie und Sowieso« (1986) und in kleineren Rollen, wie zum Beispiel in »Auf Achse« (1991) und »Die Schwarzwaldklinik« (1987).
Nachhaltigen Erfolg hatte Elsner als Kriminalhauptkommissarin Lea Sommer in der populären ARD-Krimiserie »Die Kommissarin«, die sie von 1994 bis 2006 verkörperte. Damit war sie die erste Frau, die in einer deutschen Krimiserie die weibliche Hauptrolle spielt.
Mit dem Jahr 2000 kam »Die Unberührbare« und damit der endgültige Durchbruch in die Riege der großen Kinostars. Elsner setzte damit durch (an der Seite von Iris Berben und Senta Berger), dass es auch als Schauspielerin über 50 möglich ist, selbstbewusste und attraktive Frauen auf der Leinwand darzustellen. 2002 gewann sie den Deutschen Filmpreis gleich noch einmal: In »Mein letzter Film« hält sie einen 90-minütigen Leinwandmonolog, als sie als alternde Schauspielerin Marie einem Kameramann gegenüber mit ihrem Leben abrechnet. Großen Erfolg hatte sie auch mit der Komödie »Alles auf Zucker!« (2004) und mit Doris Dörries »Kirschblüten – Hanami« (2008), in dem sie Elmar Weppers Frau spielt, die ganz plötzlich und unerwartet stirbt. Diese Rolle der Trudi Angermaier lehnte sie an ihrer bayerischen Großmutter an und kehrte so im Film noch einmal zu ihren eigenen oberbayerischen Wurzeln zurück. Die Fortsetzung dieses Films, »Kirschblüten & Dämonen«, der nun gerade im März in die Kinos kam, ist nun leider auch ihre letzte Kinorolle gewesen.
Hannelore Elsner war nicht nur Film- und Fernsehschauspielerin, sondern auch am Theater zu sehen. Ihre ersten Engagements hatte sie in München ab 1964 in der Kleinen Komödie. Furore machte sie 1966 in »Tango«, weil sie als erste Nackte auf der Bühne der Münchener Kammerspiele zu sehen war. Aber sie war auch Synchronsprecherin und Hörbuchsprecherin, engagierte sich gegen das Vergessen des Holocausts und gegen Aids.
Am Ostersonntag ist nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben – und mit ihr eine der ganz großen deutschen Schauspielstars.
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