Kritik zu Thilda & die beste Band der Welt

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Regisseur Christian Lo lässt in seinem Film eine ungewöhnliche Jugendband mit Musikern im Alter zwischen 9 und 17 Jahren auf Tour gehen

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Trägt der Cellokasten das Mädchen, oder ist es doch so, dass Thilda diesen gigantischen roten Kasten schleppt, hinter sich herzieht und zerrt, dass man nicht genau weiß, ob es eine Lust oder eine Last ist, dass sie mit ihren neun Jahren so fantastisch Cello spielen kann. In jedem Fall hilft ihr das Instrument, rauszukommen aus ihrem deprimierenden Alltag. Die Klassenkameradinnen mögen sie nicht und die Eltern lernen wir gar nicht kennen, weil sie wegen ihrer Jobs einfach abwesend sind. So nutzt Thilda die Gunst der Stunde und bewirbt sich bei der coolen Band »Los Bando Immortale« um die freie Bassistenstelle. Denn die beiden Jungs, ein paar Jahre älter als Thilda, haben im fernen Tromsø einen Auftritt beim Rockcontest gewonnen und müssen nun auf Tour gehen. Da Thilda die einzige Bewerberin beim Casting ist und neben anspruchsvoller Klassik auch richtig rocken kann, wird sie engagiert. Die Unterschrift der Eltern hat sie auch gleich dabei, ob die echt ist, überprüft niemand. Zur Truppe gesellt sich noch der 17-jährige Martin als Fahrer, der die Gelegenheit nutzt, aus dem Trott der verhassten Autowerkstatt seines autoritären Vaters auszubrechen und von dort auch gleich einen richtigen Campingbus stibitzt. Ungleicher könnten die vier nicht sein, die sich da im Tourbus zusammenfinden. Jeder von ihnen hat einen triftigen Grund, das Weite zu suchen. Schlagzeuger Grim hält es bei seinen streitenden Eltern nicht mehr aus und Aksel, Sänger und Gitarrist, will seiner unerreichbaren Liebe imponieren.

Es geht von Dänemark über Schweden bis Nordnorwegen. Spannend an Roadmovies sind zum einen die großen und kleinen Hindernisse, die es auf der Fahrt zu überwinden gilt. Davon gibt es auch in diesem Film genügend, angefangen von Thildas Eltern, die sie per TV-Schaltung suchen, über einen Karaoke-Auftritt, um die Bandkasse aufzufrischen und selbstverständlich eine Verfolgungsjagd. Zweiter Hauptakteur ist die sagenhafte skandinavische Landschaft, durch die der Bus rauscht. Sie erscheint meist als Totale, durchschnitten von einer Horizontalen, auf deren Linie der orangefarbene Camper entlangdüst. Stets an saftigen Wiesen und Feldern vorbei, darüber der mit Wolken behangene Himmel, später kommen Fjorde und schneebedeckte Hügel ins Blickfeld. Drinnen im Bus sitzen froh gestimmte junge Musiker, die sich mit harter Rockmusik aus den Autoboxen auf den Contest einstimmen. Thilda immer vorne auf dem Beifahrersitz, sie hat praktisch die Führung übernommen und gibt mit dem Navi die Richtung vor. Als sie in Tromsø auftreten, hat keiner von ihnen seinem Problem entrinnen können, aber nun vielleicht eine Ahnung, die Zukunft anders zu gestalten. Das ist die große Stärke des Films – er endet nicht mit einem überschwänglichen Happy End, denn so funktioniert das Leben einfach nicht. Die Vier haben sich stattdessen als wirkliche Freunde gefunden, und für Thilda sind sie jetzt ein Familienersatz. Ihre Eltern tauchen bis zum Schluss nicht auf und so fährt Thilda mit den Jungs einfach noch rauf bis Spitzbergen – ihre Reise geht weiter!

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