Kritik zu The Great Wall

© Universal Pictures

Der chinesische Regisseur Zhang Yimou, der sich mit Filmen wie »Rotes Kornfeld« einen Namen machte, kehrt mit einem crosskulturellen Action-Fantasy-Spektakel auf unsere Leinwände zurück

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Als Erklärung für das Mammutbauwerk der Chinesischen Mauer hat sich inzwischen ja die Annahme durchgesetzt, sie habe der Abwehr der Mongolenhorden gedient. Dabei fungierte das mächtige Ding in Wahrheit als Schutzwall gegen übel gesonnene, reißzähnige, echsenähnliche Monster mit grünem Blut und großem Hunger. Na gut, das ist nur eine Legende – respektive in Hollywood erdachter Blödsinn –, aber als Ausgangsidee von Zhang Yimous »The Great Wall« ermöglicht sie ordentlich Rambazamba. Weil: Alle sechzig Jahre ­rasen die bösen Biester sonder Zahl von ­ihrem unheimlich schimmernden Berg herab und versuchen einzudringen ins Reich der Mitte. Ihnen entgegen stellt sich eine Armee von tapferen chinesischen Kriegern, die die passende Bezeichnung »Namenloser Orden« trägt. Die wiederum wird unterstützt von zwei weißen Männern, die auf der Suche nach dem legendären Schwarzpulver des Wegs gekommen und also eher ungeplant ins Kriegsgeschehen geraten sind. Einer dieser beiden Männer wird von Matt Damon gespielt – da kann also nichts mehr schiefgehen. Im Kampf gegen die grünen Ekelpakete nicht und an der Kinokasse wohl auch nicht.

Das Kalkül, mit dem »The Great Wall« antritt, liegt auf der Hand: In Stellung gebracht wird ein Blockbuster, der die beiden lukrativen Märkte China und USA gleichermaßen bedienen soll. Ob die Rechnung aufgeht? Sagen wir mal so: Wer mit dem Erwerb einer Kinokarte auch gerne sein Gehirn an der Garderobe abgibt, ist hier richtig. Die chinesisch-amerikanische Koproduktion ist ein schamloses Spektakel und insbesondere in der IMAX-3D-Version reinstes Überwältigungskino: Das Mega-Wumms-Soundsystem bläst einem die Ohren weg, während einem die Super-Zackscharf-Projektion CGIs und SFX aufs bebrillte Auge haut, dass es nur so staubt. Wer denkt da noch ans Denken?

Nun sitzt da aber Zhang Yimou auf dem Regiestuhl, und der ist schließlich kein x-beliebiger Handwerker, sondern ein hoch angesehener Regisseur. Die Zeiten von »Rotes Kornfeld« und »Rote Laterne«, mit denen Zhang Anfang der 90er Jahre im Westen zum Arthouse-Liebling wurde, sind jedoch lang vorbei. »The Great Wall« zählt zu dem mit »Hero« (2002) begonnenen Werkabschnitt, in dem der Meister sich seinem Hang zur visuellen Extravaganz ergab und die Geschichten ideologisch immer fragwürdiger wurden.

Auch über »The Great Wall« wird seit der Premiere in China Mitte Dezember debattiert. Während die einen sich fragen, ob Zhang sich nun endgültig dem substanzlosen Kommerz ergeben habe, hadern die anderen damit, dass Matt Damon das Geschehen beherrscht, während die chinesischen Schauspieler, darunter der große Andy Lau, hölzern herumstehen. Nicht wenige überlegen auch, wen wohl die grüne Gefahr symbolisieren soll, gegen die sich die Vertreter von Weltmächten hier zusammenschließen? Und: Steckt am Ende nicht sogar so etwas wie Konsumkritik hinter dem Ganzen? Alles legitime Gedankengänge angesichts eines crosskulturellen Hybrids, das aus seiner kommerziellen Gesinnung kein Hehl macht. Insofern dann doch nicht ganz so dumm.

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