Weltbürger des Films: Nachruf auf Gideon Bachmann
Gideon Bachmann. Foto: ZKM
Von den 1960er Jahren an traf man Gideon Bachmann bei fast allen Festivals. Ein Weltbürger des Films. Er sprach sieben Sprachen. Seine Begeisterung für das Kino begann, als das Kino sich erneuerte, überall »neue Wellen« entstanden, in den USA, in Frankreich, in Italien, auch in Osteuropa. Er war nicht eigentlich ein Kritiker, sondern ein Begleiter der Regisseure und Schauspieler. Zwei Dokumentarfilme, die er in den USA drehte, legen noch heute dafür Zeugnis ab, »Underground New York« (1967) und »Jonas« (1967/68). Er trug ganz entschieden dazu bei, Andy Warhol, Shirley Clarke und Jonas Mekas in Europa bekannt zu machen.
Seine Liebe zum Kino bedeutete auch immer das Eintreten für die Freiheit der Kunst. Er hatte als Jugendlicher erlebt, was es bedeutet, wenn die Freiheit – nicht nur der Kunst – missachtet wird. Er stammte aus einer jüdischen Familie in Heilbronn, die 1936 nach Palästina auswanderte. Von dort aus ging Bachmann in die USA, lebte später 40 Jahre in Italien, dann in England, schließlich in den letzten zwanzig Jahren in Karlsruhe, wo er für das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) arbeitete. In Italien war er mit Fellini und Pasolini befreundet, er drehte das Filmporträt »Ciao Federico!« (1970). Guten Kontakt hatte er auch zu Tarkowskij und Angelopoulos, die es in ihrer Heimat schwer hatten. Für epd Film sprach er mit Bruno Ganz über Angelopoulos' Film »Die Ewigkeit und ein Tag« (1998, Heft 7).
Eines seiner Projekte der letzten Jahre war die Aufbereitung von rund 500 Rundfunkgesprächen aus seiner New Yorker Zeit mit vielen damals noch kaum bekannten, heute berühmten Regisseuren und Schauspielern. Es ging nicht um die konkreten Dreharbeiten, sondern immer um die Frage »Warum machen Sie das?« 44 dieser Gespräch sind zur Zeit in einer Ausstellung im ZKM bis 19. Februar 2017 zu erleben. Ein würdiger Abschiedsgruß an den Filmenthusiasten.
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