Kritik zu Freche Mädchen
Nach den »Wilden Hühnern« findet mit den »Frechen Mädchen« eine weitere erfolgreiche Mädchenbuchreihe ins Kino
Mila hat lange dunkle Haare und ist introvertiert, Kati blondlockig und naiv, Hanna rothaarig und mit frechem Mundwerk ausgestattet. Gemeinsam wursteln sich die drei Freundinnen durch die Schule, knüpfen erste Kontakte zum anderen Geschlecht und müssen sich zwischendurch auch noch um ihre Eltern sorgen.
Nachdem sich die Verfilmungen deutscher Kinderbuchklassiker an der Kinokasse gelohnt haben, werden zunehmend auch Jugendbücher für die Leinwand adaptiert. Als Vorlage dienten diesmal zwei Romane von Bianka Minte-König aus der erfolgreichen Buchreihe »Freche Mädchen – Freche Bücher «. Ähnlichkeiten mit den »Wilden Hühnern« sind wohl kaum zufällig.
Auch diesmal sieht sich Hauptfigur Mila als »alleinerziehende Tochter« einer etwas haltlosen Working-Class-Mutter – statt Taxifahrerin wie in den Hühnern hier eine Friseurin –, deren wechselnde Liebhaber Kopfzerbrechen bereiten. Und prominente Schauspieler wie Anke Engelke als Mutter und Armin Rohde als temperamentvoller Mathelehrer geben mit spürbarer Spiellaune liebevolle Erwachsenenkarikaturen zum Besten. Angesichts der immergleichen Wuppertaler Schauplätze – alle Viertelstunde die Schwebebahn – wirkt das Budget jedoch begrenzt. Ein an den Haaren herbeigezogener Trip nach München zeigt, dass neben der nordrheinwestfälischen der bayerischen Filmförderung Genüge getan werden musste. Erfinderisch erweist sich Regisseurin Ute Wieland (FC Venus) jedoch beim Aufmotzen der formelhaften Storybausteine mittels Split Screen, Zeitraffer, Zeitlupe und Zeichentricksequenzen und verleiht so dem frühpubertären Bangen und Hoffen zumindest in der ersten Filmhälfte viel Drive und manch hübsche Pointe. So wird Milas erotischer Schlüsselmoment, bei dem der angehimmelte Vertretungslehrer seinen Pulli auszieht, um ihn Mila zu leihen, in Zeitlupe ausgekostet – zumal sie den Pulli à la Linus fortan bei sich trägt, um daran zu riechen. Unvermeidlicher Tribut an die Zielgruppe hingegen ist der Castingwettbewerb, den Freundin Hanna – die talentierte Nachwuchssängerin Selina Shirin Müller – dank gefälschter Entschuldigungsschreiben absolviert. Dass schließlich auch noch kurz von Pferden die Rede ist, beweist die Bandbreite der Mädchenthemen, die hier abgedeckt werden müssen.
Doch obwohl das Trio ungleich sympathischer wirkt als die geklonten Zuckerpüppchen amerikanischer Pre-Teen-Filme, ist die Stimmung sehr »Eighties«. In dieser Großstadt sind alle Schüler deutscher Herkunft, und es gibt schier keine Boshaftigkeit in dieser Welt – sieht man von der blonden Klassenzicke Vanessa ab. Echte Gefahren für die zarten Bräute kommen erst am Ende ins Spiel, wenn das Drehbuch die Paarbildung vorantreibt: Da werden die schönen, aufregenden Jungs wie Wilson Gonzales Ochsenknecht als Nachwuchsrocksänger ganz schnell zugunsten der Beschützer und zurückhaltenden Märchenprinzen aussortiert. Auch Hanna scheint das Singen auf Drängen ihres eifersüchtigen Freundes kommentarlos sein zu lassen. Ganz genauso hätte es auch Emmy von Rhodens »Trotzkopf« im Jahre 1885 gemacht. »Frech« ist was anderes.
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