Kritik zu Chanson der Liebe

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2007
Original-Titel: 
Les chansons d'amour
Filmstart in Deutschland: 
21.08.2008
L: 
100 Min
FSK: 
6

Ein Musical der französischen Art: Christophe Honoré huldigt der Nouvelle Vague im A llgemeinen und J acques Demy im Besonderen mit einer Geschichte um Liebe und Tod mit 13 eingebauten Songs

Bewertung: 4
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Der Titel des in Frankreich sehr erfolgreichen Films von Christophe Honoré lässt an romantisch Verliebte in Paris denken, aber man sollte sich hüten, eine unbeschwerte Liebesgeschichte zu erwarten. Im ersten Teil machen es einem die jungen Leute nicht gerade leicht, sie zu mögen, zu oberflächlich und manieriert ist ihr Verhalten, und zu gesucht wirken ihre Beziehungsprobleme. Julie (Ludivine Sagnier) und Ismael (Louis Garrel) wissen nicht, ob sie als Paar eine Zukunft haben. Um Klarheit zu gewinnen, versuchen sie eine »ménage à trois« mit Ismaels Kollegin Alice (Clotilde Hesme). Doch wenn man die drei im Bett sieht, ist offensichtlich, dass dieses Arrangement auch nicht ideal ist. Dass man dabei an ähnliche Szenen bei Truffaut und Godard denken muss, ist vom Regisseur durchaus beabsichtigt. Der seit Bertoluccis Die Träumer auf solche Rollen abonnierte Louis Garrel wirkt in seinem Spiel ohnehin wie ein Doppelgänger des jungen Jean-Pierre Léaud.

Immer wieder sind in die Dialoge Songs eingebaut, die die Schauspieler mit ihren ungeschulten Stimmen selbst singen, hübsche Melodien des Komponisten Alex Beaupain, die manchmal durch sehr schräge Texte verblüffen. Vorbild sind unverkennbar Jacques Demys »Die Regenschirme von Cherbourg«. Wie dieser ist der Film in drei Teile gegliedert, die auch dieselben Titel tragen wie bei Demy: »Der Abschied«, »Die Abwesenheit« und »Die Rückkehr«. Wirkliche Originalität entwickelt Christophe Honoré am Ende des ersten Teils: Eine meisterlich inszenierte Sequenz zeigt das Ereignis, das alle Figuren aus der Bahn wirft, einen völlig überraschend eintretenden Todesfall, wie ihn der Regisseur tatsächlich erlebt hat und der die Anregung für den Film gab.

Die weitere Handlung beschäftigt sich damit, wie die anderen Personen mit dem Verlust umgehen. Trauer und Melancholie prägen die Stimmung bei Begegnungen in einem kalten und winterlichen Paris. Ismael zieht sich völlig zurück, Alice findet eine neue Liebe, Julies Mutter (Brigitte Roüan) und ihre Schwester (Chiara Mastroianni) suchen Trost bei Ismael, den dieser nicht geben kann. Schließlich gibt es vor dem etwas abrupten Ende noch eine überraschende Wendung, bei der der bretonische Student Erwann (Grégoire Leprince-Ringuet) eine Rolle spielt.

Es sind nicht so sehr die direkten Verweise auf Filme der Nouvelle Vague, die Honorés Film zu einer Huldigung an diese cineastische Erneuerungsbewegung der fünfziger und sechziger Jahre machen. Vielmehr ist es die Inszenierungsweise, die Raum für dramaturgische Brüche, für verspielte Experimentierfreude und Spontaneität lässt, und ein nonchalanter Sinn für die originelle Verwendung von realen Pariser Straßen und Plätzen als Schauplätzen der Geschichte. In seinem früheren Film »Dans Paris« hatte sich Honoré an bekannte Attraktionen der Stadt gehalten, hier zeigt er ein alltägliches Paris. Dass er seinen Film in dem Viertel um die Porte Saint- Martin ansiedelt, ist zugleich eine Hommage an Godards Eine Frau ist eine Frau, der auch dort spielte, wie eine Liebeserklärung an das 10. Arrondissement.

Stream (arte bis 30.9.20)

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