Die Einzelkämpferin
Die Reihe Perspektive deutsches Kino ist ja bekannt dafür, dass sie eher dem Spröden und Verstiegenen , sagen wir mal dem überbreiten Tryptichon-Dokumentarfilm genüber offen ist als dem Gewöhnlichen. Umso schöner, dass in dieser Reihe auch ein so kraftvoller und emotionaler Film wie »Lotte« seinen Platz fand. Es ist der Debütfilm von Julius Schultheiß, der in Kassel studiert hat, ohne irgendeine Förderung entstanden, unter Einsatz einiger Bausparverträge und mit Crowdfunding. Lotte (großartig: Karin Hanczewski) ist Krankenschwester, hat keinen festen Wohnsitz und legt überhaupt mit einer ziemlichen Aggressivität Wert auf ihre Ungebundenheit. Und plötzlich, als Patientin, tritt ihre Tochter in ihr Leben. Eigentlich hat Lotte mit Familie nichts am Hut, und es wird für das junge Mädchen eine Initiation der besonderen Art: Saufen, Kiffen, Koksen, Vögeln. Aber mehr und mehr gewinnen sich die beiden Respekt ab – wenn das auch manchmal nur über einen Kasten Bier geht. Unter den vielen »Frauenfilmen« der diesjährigen Berlinale der wildeste.
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