DVD-Tipp: »Blochin«
»Blochin« (2015). © ZDF
Ein Krimi mit dem langen Atem der Serie, weit ausholend und in alle Richtungen wuchernd, in Rückblenden und parallelen Erzählsträngen: Im internationalen Fernsehen mag das längst Alltag sein, in Deutschland ist es noch immer eine kleine Sensation. So hat Matthias Glasner für das ZDF zusammen mit drei jungen Autoren eine Serie entwickelt, in der es sechs Stunden lang um die Verästelungen von Politik, Verbrechen und Polizeiarbeit, von Freundschafts- und Familienverhältnissen geht, destilliert aus dem Berliner Lebensgefühl und virulenten Themen der Tagespolitik.
Gewachsen ist dieses Projekt auch aus der langen Freundschaft zwischen dem Regisseur und dem Schauspieler Jürgen Vogel, aus den vielen gemeinsamen Filmen, die alle von der physischen Präsenz des Schauspielers leben, von einem explosiven Temperament, das sich jederzeit entladen könnte. So verkörpert er nun auch den ruppigen, einzelgängerischen Polizisten Blochin als Kreuzung zwischen Rolle und Persönlichkeit. In schwarzer Ledermontur, mit kahlem Schädel und zahlreichen Tattoos sperrt sich dieser Typ gegen das Bild des öffentlich-rechtlichen Fernsehermittlers. In seiner letzten Dienststelle sind Drogengelder auf mysteriöse Weise verschwunden, darum musste er unter der schützenden Hand seines Schwagers ins Morddezernat wechseln, wo er sofort in einen schmutzigen Drogenmord aus seiner früheren Szene verwickelt wird. Überhaupt drängen sich die Schatten der Vergangenheit mit aller Macht in die Gegenwart, milchige Erinnerungen und blinde Flecken aus der Jugend, die auf seltsame Weise mit dem aktuellen Fall zu tun haben. Während sich die Kollegen einen Weg durchs Dickicht des Verbrechens bahnen, versuchen die Politiker, die Spuren zu zerstreuen, die zu ihren schmutzigen Geschäften in den Kriegsgebieten führen. Sicher, es gibt auch hier das Ungelenke und Linkische, das bei Glasner mit der Realität immer in die Geschichten sickert. Und trotzdem ist dieser Blochin ein Rohdiamant im deutschen Fernsehen, auf dessen weitere Entwicklung man gespannt sein darf.
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