Kritik zu Im Schatten des Mondes
Der Mann im Mond lüftet seine letzten Geheimnisse: David Sington versammelt in seinem Dokumentarfilm (fast) alle Astronauten der erfolgreichen US-Mondmissionen und garniert ihre Erzählungen mit beeindruckendem NASA-Bildmaterial
Von allen Science-Fiction-Autoren, die je eine Mondlandung beschrieben, hat sich keiner vorgestellt, dass die Welt das am Bildschirm mitverfolgt. In der Tat war die Mondlandung die erfolgreichste TV-Show aller Zeiten. Das ist auch der Tenor des Dokumentarfilms von David Sington. Neben der reizvollen Präsentation jener, meist bekannten, Archivbilder der NASA versammelt er – mit Ausnahme des Stars Neil Armstrong – alle Astronauten vor der Kamera, die zum Erdtrabanten geflogen sind. Während sich der dramaturgische Bogen entlang der erfolgreichen Mondmission von Apollo 11 spannt, berichten die Weltraumpiloten von den mehr oder weniger haarsträubenden Beinahekatastrophen hinter den Kulissen: »Die Elektrik da drin war miserabel«, erklärt John Young. Der trockene Humor der »Space-Cowboys« klingt nicht zufällig nach Late-Night-Show, die innere Logik der gesamten Mondmission entspricht perfekt einer Soap-Opera. Sprüche wie »Houston, we've got a problem« sind in den Sprachschatz eingegangen. Wenn Armstrong seinem Kollegen »Buz« Aldrin beim Ausstieg aus der Mondfähre zuruft, er möge doch bitte nicht die Türe hinter sich zuschlagen, dann hört man förmlich das Lachen aus der Konserve. Und für den Fall, dass die Mondfähre nicht zurückgekehrt wäre, hatte man eine passende TV-Ansprache Nixons vorproduziert. Gemäß den Regeln des TV-Business wurde nach neun Mond-Episoden die Show mangels Zuschauerinteresse abgesetzt. Das lunare Personal war dann doch etwas begrenzt, was John Young nach einer Beinahehavarie mit dem Mondauto auf seine Weise ausdrückt: »Zum Glück kommt einem da oben keiner entgegen.« Passend zum besinnlichen Ausklang der kurzweiligen Doku berichten die harten Jungs von ihren spirituellen Erfahrungen im Orbit. Im Abspann lesen wir dann noch einen Hinweis, der sich wohl an die »Star Wars«-Kinozuschauer richtet: »Computeranimationen oder digitale Bildveränderungen fanden nicht statt.« It's not a Trick, it's Apollo.
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