Kritik zu Die Peanuts – Der Film
Der beliebeste Loser der US-Kulturgeschichte: Charlie Brown und seine Freunde nun in 3D
Die Peanuts in 3D? Da fassen sich nicht nur Comicpuristen an den Kopf. Die geliebten Figuren von Charles M. Schulz sind mit wenigen, markanten Strichen kongenial aufs Papier geworfen. Gerade aus diesem Minimalismus beziehen die Charaktere ihre Anziehungskraft. Charlie Browns wunderbarer Eierkopf mit den Knopfaugen und dem einsamen gekräuselten Haar auf der Stirn schreit nun so gar nicht nach einer räumlichen Darstellung. Aber offensichtlich waren die Produzenten von »Die Peanuts – Der Film« der Meinung, dass man den mit Computeranimation sozialisierten Nachwuchszuschauern eine solch technikverachtende Reizreduzierung nicht zumuten kann. Das dreidimensionale Ergebnis sieht dann aus, als hätte man mit den eigenen Merchandising-Figuren einen Film gedreht.
In der Tiefe des gerenderten Raums verlieren die Comiccharaktere deutlich an Charme. Wenn zum Abspann die liebevoll kolorierten Originalzeichnungen gezeigt werden, muss man kein Nostalgiker sein, um sich die alten Filme zurückzuwünschen. Sieht man jedoch über das misslungene visuelle Konzept hinweg, darf man feststellen, dass der Film dem Original zumindest inhaltlich die Treue hält. Regisseur Steve Martino (»Horton hört ein Hu«/»Ice Age 4«) sieht von angestrengten Modernisierungen ab.
Linus zieht also immer noch seine Schmusedecke hinter sich her, statt über ein Smartphone zu wischen, Schroeder verehrt weiterhin Beethoven und nicht 50 Cent, und wenn es in der Schule schneefrei gibt, spielen die Kinder draußen auf den verschneiten Wiesen statt drinnen »World of Warcraft«. Und natürlich steht mit Charlie Brown der beliebteste Loser der US-Kulturgeschichte im Zentrum. Wie schön ist es, in einem Kinderfilm noch einmal einen jungen Helden zu sehen, der über keinerlei übernatürliche Fähigkeiten verfügt und nicht gegen monströse Antagonisten antritt, sondern sich mit unerschütterlicher Beharrlichkeit den Niederungen eines kindlichen Alltags stellt!
Hier verliebt sich Charlie Brown über beide Ohren und ist sich natürlich sicher, dass er bei dem »kleinen, rothaarigen Mädchen« nicht den Hauch einer Chance hat. »She is something, and I am nothing«, sagt er in der oftmals unübersetzbar treffsicheren »Peanuts«-Sprache. Aber Charlie Brown wäre nicht Charlie Brown, wenn er nicht alles versuchen würde, um das rothaarige Mädchen zu beeindrucken. So lernt er Zaubertricks für die Talentshow, komplizierte Tanzschritte für den Schulball, arbeitet sich sogar durch Tolstois »Krieg und Frieden« und erreicht beim Intelligenztest in der Schule versehentlich die 100-Prozent-Marke.
Natürlich folgt auf jeden Etappensieg prompt eine furiose Niederlage, und auf dem Weg zum Liebesglück steht dem Helden nicht nur schicksalhaftes Missgeschick, sondern auch die eigene Gutmütigkeit im Weg. »Denk dran: Es ist der Mut zur Kontinuität, der zählt«, sagt Linus zu seinem Freund und erinnert an die lebensphilosophischen Qualitäten der »Peanuts«, die auch durch die gelackte 3D-Oberfläche gelegentlich noch hindurchscheinen.
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