E-Mail an... Chris Kraus
Chris Kraus, 60, Regisseur und Autor, wurde bekannt mit »Scherbentanz«, der Adaption seines eigenen Romans. Es folgten der überwältigend erfolgreiche »Vier Minuten«, »Poll« und »Die Blumen von gestern«. Sein aktueller Film »15 Jahre« knüpft an »Vier Minuten« an.
Der erste Film, den Sie im Kino gesehen haben?
»Das Dschungelbuch«. Ich erinnere mich mehr ans Kino als an den Film. Und dass meine Mutter oft gegähnt hat.
Welchen Film schauen Sie immer wieder?
Früher »The Big Blue«. Schon lange habe ich keine Filme mehr immer wieder geschaut. Fällt mir gerade auf. Das Repetitive gibt einem in meinem Alter keine Sicherheit mehr. Es macht eher nervös. Wer Filme immer wieder schaut, glaubt wahrscheinlich, dass er alle Zeit der Welt hat.
Welche Serie verfolgen Sie gerade?
Ich habe derzeit eine Serienallergie.
Welcher Film hat Sie zuletzt beeindruckt?
Tatsächlich »Killers of The Flower Moon«. Bei Scorsese wächst die Größe eines Films mit seiner Länge. Dreieinhalb Stunden ist eine Ansage. Mich hat man bei »15 Jahre« wegen lächerlicher 140 Minuten angeschrien.
Ein Film, auf den Sie sich freuen . . .
»Bob Marley: One Love«. Ist auch schön lang, hat super Musik, beleuchtet eine Ikone meiner Kindheit, und ich liebe diese überhöhten Rockstarbios, die, wenn sie wirklich gut sind, immer auch von Verlust erzählen.
Ihr/e Lieblingsschauspieler/schauspielerin?
Schauspielerinnen berühren mich oft mehr als Schauspieler, was komisch ist, aber wahr. Ich glaube, Frauen fällt es leichter, den Mut aufzubringen, sich komplett an eine Rolle auszuliefern. Aber ich finde Frauen eh interessanter als Männer.
Wer oder was ist unterschätzt?
Ganz sicher die Kunst der Filmmontage. Hier wird ein Film fertiggeschrieben, auf den Punkt genau inszeniert und erhält seine endgültige Balance aus Inhalt und Form. Komischerweise interessiert sich niemand für Editorinnen oder Editoren, obwohl sie alles in der Hand halten.
Ein Lieblingsfilm, der ein bisschen peinlich ist?
Peinlich ist mir nicht mal meine Pubertät. Von dort habe ich ein paar Filme herübergerettet, zum Beispiel sehr viele Louis-de-Funès-Komödien à la »Brust oder Keule«. »Drei Bruchpiloten in Paris« ist übrigens eine wirklich lustige und im Original ziemlich bissige Deutschenverarsche; nur der Stinkstiefel de Funès ist als selbstherrlicher Dirigent noch humorloser als die SS.
Was sammeln Sie?
Erinnerungen. Vor allem an Niederlagen, Schmerz und Liebe. Ich bin Autor.
Ihr Lebensmotto? Oder Lieblingszitat?
Wenn du am Boden bist, bist du auf dem Weg nach oben.
Der beste Platz im Kino?
Sehr weit vorne, Mitte, so dass die Leinwand ein riesiges Fenster ins Universum wird.
Kommentare
Chanson „Oh la vie“ in 15 Jahre
Wo kann man den Chanson „Oh la vie“ aus dem tollen Film „15 Jahre“ finden? Wer singt den überhaupt? Dank und Gruß! M. Winkler
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