The Arts+: Digitale Kultur
Seltsam wunderbar mutet sie an, die Stille einer verlassenen Aula, einem Ort, der in seiner Verwahrlosigkeit an eine verlorene Kindheit erinnert. Man hört das Echo von Ballspielen, Schulunterricht und Chorkonzert, sieht Schatten an den Wänden vorbeiziehen, die so schnell wie sie kommen auch schon wieder verschwunden sind. »Gymnasia« heißt dieses Virtual Reality-Projekt der kanadischen Regisseure Chris Lavis und Maciek Szczerbowski, das als erstes filmisches VR-Projekt 3D-360-Grad-Video, Stop-Motion und CGI perfekt kombiniert. Es treibt auch die Kunst der Marionettenanimation voran, indem es die Betrachtenden zwingt, mit einer Marionette tatsächlich in einem Maßstab präsent zu sein.
»Gymnasia«, das war aber nur ein Ausstellungsstück von vielen, das dieses Jahr im Rahmen von The Arts+, jetzt zum ersten Mal in Kooperation mit der Biennale des Bewegten Bildes, auf der Frankfurter Buchmesse in Halle 4.1 bewundert werden konnte. The Arts+ sieht sich dabei selbst als den Bereich der Buchmesse, auf dem man am stärksten einen Blick in die Zukunft der Kultur- und Kreativwerkstatt werfen kann, weil dem Potential der Digitalisierung und neuen Technologien eine Plattform geboten wird. Es ließen sich demnach nicht nur Virtual Reality-Projekte finden, sondern auch andere Medieninstallationen, die hier unter dem Leitthema »Realities« aufeinander trafen.
Dazu gehörte etwa auch die Installation »Five Mediations on Death« der Filmemacherin Nico Weber, die auf mehreren Bildschirmen die Bilder einer klinischen Obduktion eines anonymen toten Körpers als poetische Erzählung in fünf Kapiteln montiert und komponiert und dabei das gesellschaftliche Verhältnis zum Tod untersucht. Das ist verstörend und gleichzeitig zärtlich.
Auch Arte, seit 2017 offizieller Medienpartner der B3, war mit einigen Werken dabei. Im Mittelpunkt dieser Projekte standen vor allem die Maler Casper David Friedrich, Edward Munch, Arnold Böcklin, Henri Rousseau und das Bauhaus-Jubiläum. Die Produktionen enthüllen die Geschichte hinter den Bildern und machen die Betrachtenden gleichzeitig mir ihren Machern bekannt. So klettern aus Munchs berühmten Gemälde »Der Schrei« plötzlich die Dämonen, um einem die Inspirationsquellen und Geheimnisse des Meisters näher zu bringen, während »Das totale Tanzheater« ganz im Bauhaus-Spirit die Rolle des Menschen im mechanisierten Zeitalter hinterfragt und hier in Form eines Virtual Reality Tanz Experience in Szene setzt.
Eins ist klar: bei The Arts+ wird digitale Kultur sichtbar gemacht und gerade durch die Kooperation mit der B3 Projekte gezeigt, die fantastische neue Welten des visuellen Geschichtenerzählens aufmachen.
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