Berliner Verhältnisse
Der Produzent Ralph Schwingel zieht seine Bewerbung als Direktor der dffb zurück
Man sah sie während der Berlinale allerorten: die Studentinnen und Studenten, die gegen den Verlauf des Besetzungsverfahrens an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) protestierten. Im Juni letzten Jahres hatte sich der seit 2010 amtierende Direktor der dffb, Jan Schütte, nach L. A. zum American Film Institute verabschiedet. Eigentlich genügend Zeit, einen Nachfolger zu finden – sollte man meinen. Doch die Besetzungsquerelen wuchsen sich zu einer Posse aus (epd Film 02/14, Seite 10).
Die dffb ist eine vom Land Berlin getragene und finanzierte GmbH, und der Vorsitzende des letzten Endes für die Besetzung verantwortlichen Kuratoriums ist der Chef der Berliner Staatskanzlei, Björn Böhning (SPD). Gegen dessen Vorgehen im Besetzungsverfahren richteten sich die Proteste vor allem. Das Verfahren fand weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Und vor allem: Es blieb ohne Ergebnis, »aus diversen Gründen«, wie es trocken in einer offiziellen Stellungnahme der dffb hieß. Die Studenten fürchten, dass Böhning den Direktor wirtschaftsnah positionieren will – und ein ziemlich naives Papier von ihm mit dem Titel »Für eine filmische Industriepolitik« befeuert natürlich diese Ängste.
Anfang März präsentierte Böhning quasi aus der Hüfte geschossen einen neuen Kandidaten: den Hamburger Produzenten Ralph Schwingel. Gegen dessen Qualifikation allerdings dürfte es keinen Zweifel geben, er hat mit seiner Hamburger Wüste Film nicht nur das Talent Fatih Akin entdeckt, er kennt sich in der Branche aus. Und ist gelernter Psychologe, das hätte in Berlin auch nicht schaden können.
Als er Studierende und Mitarbeiter zu einem klärenden Gespräch lud, blockierten die Studenten den Aufzug und skandierten "Kein Direktor ohne uns!". Das Gespräch fand dann im Keller statt. Allerdings ändern sich die Verhältnisse in Berlin sehr schnell: Das Landgericht Berlin hat auf Antrag der Kamerafrau Sophie Maintigneux , einer unterlegenen Bewerberin im Verfahren, eine einstweilige Verfügung erlassen, nach der Schwingel seinen Vertrag nicht unterzeichnen darf, meldete die Fachzeitschrift »Blickpunkt:Film«. Die Studenten glauben, dass sich im Streit um den Direktionsposten mittlerweile ein strukturelles Problem abbildet, "das Fragen nach der Freiheit der Kunst im 21. Jahrhundert, der Ökonomisierung künstlerischer Ausbildung und insbesondere nach der Zukunft des deutschen Films aufwirft", wie sie in einer Pressemitteilung schrieben.
Nun. Mittlerweile hat auch Ralph Schwingel ziemlich genervt seine Bewerbung zurückgezogen. "Ich kann dort im Moment nichts ausrichten", sagte er in einem Interview dem Berliner "Tagesspiegel" am 24. März, "und ich glaube, das würde auch für andere sehr schwer. Da hat sich vieles derart zusammengebraut, dass es ganz schwer ist, den Knoten jetzt zu lösen".
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