A Star Is Born – Ein Stern geht auf
William A. Wellman, eigentlich ein Regisseur harter Männergenres, prägte Ende der Dreißiger in A Star Is Born einige der schlagkräftigsten Motive und Themen des Minigenres »Hollywood über sich«: Wie werden Stars gemacht? Wie funktioniert das Business? Der Star als Konsumideal, der Star-Körper als Schlachtfeld, die Star-Ehe als Krisenzone . . . Esther Victoria Blodgett (Janet Gaynor), ein pragmatisches Mädchen aus der Provinz, kommt nach Hollywood, um Schauspielerin zu werden – den schwedischen Akzent von Greta Garbo hat sie zu Hause im Stall geübt. Auf einer Produzentenparty fällt sie nicht nur durch ihre Celebrity-Imitationen auf, sondern auch dem populären Leinwandliebhaber Norman Maine (Fredric March) in die Arme. Während sie als Vicki Lester einen rasanten Aufstieg erlebt, steckt er bereits in der Abwärtsspirale: »His work has started to interfere with his drinking.« Interessant und überraschend ist, dass das Modell Hollywood in dieser Mischung aus Satire und Melo schon auf eine neue Geschlechterordnung verweist: Die Entertainmentbranche ist ein Milieu, in dem Männer immer ein bisschen unmännlich sind und die arbeitende, erfolgreiche Frau ein Idol der Massen werden kann. Das weit bekanntere Remake von George Cukor aus den Fünfzigern macht mit seinen knallbunten Musiknummern, der überdrehten Judy Garland und dem hochmelancholischen James Mason auch Spaß, wirkt aber weniger modern. Atemberaubend und provozierend sind in beiden Filmen die letzten Szenen der leading men: abgestreifte Bademäntel, weiche Pazifikwellen, Gegenlicht . . . ganz großes Hollywood.
Sabine Horst
USA 1937, William A. Wellman, mit Janet Gaynor, Fredric March, Adolphe Menjou
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns