Sanfte Power

ruby_dee_3_zuschnitt.jpg

Die afroamerikanische Schauspielerin Ruby Dee ist tot. Sie galt als einer der wichtigsten ihrer Gemeinde und Generation

Als Ruby Ann Wallace geboren wurde, waren Schwarze auf Grund der Rassentrennung in den USA im Hollywoodkino hauptsächlich durch geschminkte weiße Darsteller präsent. Das war 1922, genau genommen am 27. Oktober, und die fatalen Folgen dieser Repräsentation wurden in dem Wiedererstarken des Ku-Klux-Klan deutlich, der viele neue Mitglieder durch D. W. Griffiths DIE GEBURT EINER NATION gewinnen konnte. Bis zur Premiere des Films sieben Jahre zuvor war der Klan quasi tot gewesen, in der Mitte der 20er, auf dem Höhepunkt seiner Popularität, erreichte die Anzahl der Mitglieder mehr als 4 Millionen.

Gleichzeitig gab es noch das Kino der Schwarzen, sogenannte Race movies, die eine Emanzipation vom Hollywoodkino bedeuteten. Ihren Durchbruch beim Film hatte Wallace 1961 mit A RAISIN IN THE SUN (deutscher Titel: EIN FLECK IN DER SONNE), der Adaption des gleichnamigen Broadway-Theaterstücks in dem sie zusammen mit Sidney Poitier auftrat, ebenso wie Ossie Davis, der mit ihr seit 1948 verheiratet war. Zusammen mit Poitier und Davis galt sie als eine der wichtigsten Schauspieler, die fortan das Image von Afroamerikanern im Kino prägten und das spätere Black Cinema beeinflussten. Weitere Rollen spielte sie in THE JACKIE ROBINSON STORY (1950) über das Leben des ersten schwarzen Major League-Baseballspielers, und in der Mini-Serie ROOTS – DIE NÄCHSTEN GENERATIONEN (1979), eine Familien-Chronik über die Sklaven-Abstammung eines Schwarzen. Jenseits von Film und Fernsehen waren Ruby Dee und Ossie Davis auch politische Aktivisten, die sich stark für die Bürgerrechtsbewegung in den 1950ern und 60ern einsetzten und eng mit Martin Luther King Jr., dem späteren Präsidentschaftskanditaten Jesse Jackson und Malcolm X befreundet waren. Für letzteren hielt Davis die Laudatio, die er für Spike Lees Biopic neu aufnahm.

Lee war es auch, der Ossie Davis und Ruby Dee, mittlerweile beide hauptsächlich im Fernsehen erfolgreich, 1989 eine Ehrung als Filmpaar in DO THE RIGHT THING zukommen ließ. Im Film, der die gewaltigen Rassenunruhen in Los Angeles 1992 vorwegnahm, spielen beide ein ungleiches Paar, das mit ansehen muss, wie die Hoffnungen und Träume ihrer Generation bei einer Entladung der gegenseitigen Animositäten zwischen Schwarzen und Weißen zerplatzen. Der Generationenkonflikt zeigt auch den Gegensatz zwischen der Philosophie eines aktiv-aggressiven Aktivismus und der gewaltfreien Protestbewegung. Trotz eines kurzen Booms des Black Cinema Anfang der neunziger Jahre – Dee erhielt 1990 auch eine Emmy-Auszeichnung für den Fernsehfilm DIE PURPLE HEART - DIE STUNDE DES HELDEN – blieben Schwarze jedoch bei den Academy Awards immer noch stark benachteiligt. Bis 2001 gab es außer Sidney Poitier keine anderen Oscar-Gewinner unter schwarzen Schauspielern, mittlerweile sind es insgesamt vier; der letzte ging 2006 an Forest Whitaker in der Rolle des Dikators Idi Amin in DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND.

Ruby Dee selbst erhielt in ihrer 67jährigen Filmkarriere nur eine Nominierung, als Filmmutter von MALCOLM X-Darsteller Denzel Washington in AMERICAN GANGSTER. Ruby Dee, die seit 2005 verwitwet war, starb am 11. Juni  eines natürlichen Todes und hinterlässt, neben drei Kindern, auch ein Gesamtwerk von über 100 Film- und Fernsehrollen.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt