Kritik zu Und wer nimmt den Hund?
In Rainer Kaufmanns geschwätzigem Trennungsdrama liefern sich Ulrich Tukur und Martina Gedeck einen »Rosenkrieg light«
Es ist die alte Geschichte. Ein Paar, gut situiert, in die Jahre gekommen, schlittert in die Krise. Unmerklich erst, aber dann mit aller Konsequenz. Es mangelt an Nähe, Austausch, Abenteuer. Und dann ist es der Mann, der mit einer deutlich Jüngeren anbandelt, weil er sich nach der eigenen Jugend sehnt und nach einem frischen, unbelasteten Neustart. Was sich, natürlich, als schöne Illusion erweist.
Es ist die alte, vom Kino oft variierte Geschichte: als intellektueller Spaß bei Woody Allen, als sadistischer Rosenkrieg bei Danny DeVito, als schrille Gruppentherapie bei Hugh Wilson. In »Und wer nimmt den Hund?« bedienen sich Regisseur Rainer Kaufmann und Autor Martin Rauhaus recht freimütig bei den amerikanischen Vorbildern, dampfen den Konflikt aber auf deutsches Normalmaß herunter. Gänzlich vorhersagbar haken sie die Stationen des Trennungszwists ab, bauen jedes erdenkliche Klischee ein, können sich dabei aber nicht entscheiden, ob das Ganze eher zu dramatischer Ernsthaftigkeit oder zu grotesker Überspitzung tendieren soll. Die flotte Komödie, die man angesichts des Titels vielleicht erwarten würde, ist der Film jedenfalls nicht – und wer den Hund nimmt, überhaupt nicht die Frage.
Verhandelt werden stattdessen all jene Mechanismen, die eine Ehe im Lauf der Jahre auf die Probe stellen und am Ende womöglich zum Scheitern bringen. Bei Georg (Ulrich Tukur) und Doris (Martina Gedeck) sind das all jene Faktoren, die man als »die üblichen« bezeichnen könnte: Er hat Karriere gemacht als Leiter eines Aquariums in Hamburg, sie hat sich um Haus und Kinder gekümmert. Ihm fehlt die frühere Leichtigkeit und Spontaneität, sie vermisst Aufmerksamkeit und Interesse. Er leidet unter der Ereignislosigkeit des gemeinsamen Alltags – und sie fällt schließlich aus allen Wolken, als er ihr seine Affäre mit der 30 Jahre jüngeren Doktorandin Laura (Lucie Heinze) gesteht.
Was folgt, ist ein emotionales Auf und Ab zwischen vernünftigem Gespräch und deftiger Rachelust, nostalgischer Rückschau und kritischer Bestandsaufnahme, radikaler Entfremdung und zögerlicher Wiederannäherung.
Das Paar beschließt, die Probleme im Rahmen einer Gesprächstherapie aufzuarbeiten – und leider folgt der Film diesem Ansatz über weite Strecken auch in ästhetischer Hinsicht. Will sagen: Wir schauen den Protagonisten beim Reden zu. Mal am heimischen Küchentisch, mal am Telefon, mal in der holzgetäfelten Therapeutinnenwohnung.
Nun sind Ulrich Tukur und Martina Gedeck hochkarätige Mimen, die auch solcherlei Sprechtheater zu einer wenigstens achtbaren Angelegenheit machen. Großes Kino aber sieht anders aus. Schon die erste Szene, während der die beiden vor abstrakt-unscharfem Hintergrund ihre jeweiligen Positionen direkt in die Kamera sprechen, wirkt seltsam schlicht und uninspiriert. Was dann folgt, ist nie mehr als mittleres Fernsehspielniveau – süßsaure Durchschnittskost für den Mittwochsslot im Ersten, für den der Film von Anfang an gedacht war, jede Wette.
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