Kritik zu Und täglich grüßt die Liebe
Was, wenn dein zukünftiges Leben nur noch in Schnappschüssen an dir vorbeizieht? Rafe Spall verkörpert einen Mann, der alles aufschiebt, bis er auf einmal aufwacht, und immer ist ein Jahr vergangen
Jeder einigermaßen bewanderte Filmfan wird am Titel erkennen, dass es in »Und täglich grüsst die Liebe« um eine vielleicht tägliche, aber ganz und gar nicht alltägliche Wiederholung gehen wird. In »Und täglich grüsst das Murmeltier« fand sich einst Bill Murray in einer Zeitschlaufe gefangen, die ihn immer wieder den gleichen Tag durchlaufen ließ – leider ein Tag, an dem bei ihm so ziemlich alles schiefgeht. Es dauert eine Weile, genauer gesagt an die 90 Minuten, bis Murrays Figur daraus den »perfect day« macht. Und so aus der Zeitschlaufe herausfindet.
Genau daran wird Teddy (Rafe Spall) in Josh Lawsons »Und täglich grüsst die Liebe« erinnert. Auch Teddy findet sich in einer Zeitschlaufe gefangen, allerdings der ganz anderen Art: Alle paar Minuten wacht er auf – und es ist wieder genau ein Jahr vergangen. Er hat verständliche Schwierigkeiten, sich daran zu gewöhnen. Wobei verschärfend hinzukommt, dass das Leben, das auf diese Weise in Schnappschüssen an ihm vorüberzieht, sich von Jahr zu Jahr zu verschlechtern scheint: Immer mehr entfremdet er sich von seiner Frau Leanne (Zahra Newman) und verpasst außerdem das Aufwachsen seiner Tochter Tallulah. Als er seinem besten Freund Sam (Ronnie Chieng) davon erzählt, schlägt der vor, er solle es Bill Murray nachmachen. Aber wie?
Im Originaltitel heißt der Film »A Long Story Short«, was die vielleicht noch bessere Inhaltsangabe ist: Denn schließlich werden zehn Jahre von Teddys Leben in knappe 90 Minuten gepackt. Wobei es korrekter wäre zu sagen: die voraussichtlichen zehn Jahre, die dem notorischen Aufschieber Teddy zu Beginn des Films bevorstehen. Da hat der junge Mann gerade den Fehler seines Lebens begangen, nämlich an Neujahr die falsche Frau geküsst. Leanne hatte das gleiche rote Kleid an wie Becca (Dena Kaplan), und in der Hektik des Jahreswechsels hatte es Teddy nicht bemerkt, bevor er sie leidenschaftlich in die Arme genommen hatte. Natürlich verwandelt sich der Irrtum binnen Minuten zum Schicksal. Mit dem Heiraten allerdings lassen sich Teddy und Leanne Zeit, so sehr sogar, dass eines Tages eine Fremde (Noni Hazlehurst) am Grab seines Vaters auf Teddy zutritt und ihn regelrecht dazu drängt, sich endlich festzulegen. Zwei Wochen später ist es so weit. Aber kaum dass Teddy am Tag danach erwacht, muss er feststellen, dass es bereits der Jahrestag seiner Hochzeit ist – und seine Frau ihm nicht ohne Grund gleich schon vorwirft, er habe ihn vergessen.
Filme, die gängige Lebensweisheiten wie »carpe diem« – denn, spoiler alert, darauf läuft es hinaus –, in fluffig-surrealistische Plots packen, über deren Logik man nicht zu lange nachdenken sollte, leben ganz von ihren Schauspielern. Zahra Newman ist perfekt als die Frau, die gegenüber ihrem wirren Zeitreisemann den klaren Kopf behält. Und Rafe Spall findet als unentschlossener Teddy, den der Zufall mehrfach drängeln muss, die perfekte Balance zwischen vertrödelt und vertrottelt, zwischen pragmatisch und romantisch. Auch wenn er sich wiederholt, wird man es nicht leid, ihm zuzusehen.
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