Kritik zu Üben, üben, üben

© Arsenal Filmverleih

Eine junge Klimaaktivistin und ­Musikerin trampt von den Lofoten nach Oslo, weil sie dort ein Vorspiel hat. Die Reise wird zur Reflexion über Beharrlichkeit vor dem Hintergrund eines sinnlichen Erlebens der malerischen Landschaft Norwegens

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Der Film beginnt mit einem Knall: Ein schwarzes Bild ist zu sehen, dazu ertönt eine Stimme, die eine emotionale Rede gegen die Zerstörung der Umwelt und für die Zukunft der jungen Generation hält. Dann erscheint eine junge Frau inmitten ­einer protestierenden Menge und schreit aus voller Kehle. Es ist die 18-jährige Trine (Kornelia Melsæter), die auf den Lofoten lebt. Sie ist Klimaaktivistin und Trompetenspielerin und wurde spontan an das renommierte Opernhaus in Oslo zu einem Vorspiel eingeladen. Obwohl ihr nur wenig Zeit bleibt, möchte sie ihren Prinzipien treu bleiben und kein Flugzeug nutzen, sondern den weiten Weg von den Lofoten nach Oslo trampen.

Wer nach diesem Beginn eine wilde Auseinandersetzung mit Aktivismus und Umweltfragen erwartet, sieht sich in die Irre geleitet. »Üben, üben, üben« ist ein Film mit wenig Dialogen, der streckenweise wie eine Reisereportage wirkt. Man folgt Trine auf ihrem Weg durch die malerischen Landschaften Norwegens, erlebt, wie sie mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt kommt und an ungewöhnlichen Orten wie Garagen, Scheunen und inmitten von Wiesen und Felslandschaften für ihr Vorspiel übt. 

Die Themen Aktivismus und Umwelt bleiben auf eher dezente Weise präsent. Aus dem Radio hört man immer mal wieder Berichte über Klimaverbrechen und Demonstrationen, in einem Gespräch mit einem ­Autofahrer erzählt Trine, dass der Zug für sie teurer ist als das Flugzeug. Regisseur Laurens Pérol vermeidet es allerdings, Fragen wie die, ob es wirklich in allen Situationen sinnvoll ist, auf Fliegen zu verzichten, auf Teufel komm raus durch­zubuchstabieren. Konflikte und Zweifel von Trine deutet er lediglich an. Trines Mutter begegnet ihrem Vorhaben mit Ablehnung und sagt, dass Trine die Dinge besser verstehen werde, wenn sie älter sei. Ein Satz, der sich später bei einem Autofahrer wiederholt. Trines Beharren auf ihrem Vor­haben ist somit auch eine Rebellion gegen die Bevormundung durch die Erwachsenen.

»Üben, üben, üben« ist vor allem eine Reflexion über Beharrlichkeit und Training. Das Einüben eines Musikinstruments und die erhoffte Karriere damit erfordern genau das, was der Titel ausgibt: stetiges Üben. Hindernisse, Rückschläge und Zweifel gehören stets dazu. Hier ergibt sich eine Parallele zum Kampf für die Umwelt und dem Einstehen für Prinzipien, denn auch hier braucht es Durchhaltevermögen und es müssen Widerstände überwunden werden. Genauso wie man Trine beim wiederholten Trompetenspiel zusieht, ihre Mund- und Atemübungen beobachtet und ihren Frust über misslungene Töne wahrnimmt, sieht man auch, wie sie sich mit ihrem Koffer durch die wilde Landschaft kämpft, immer wieder und oft erfolglos nach Mitfahr- und Übernachtungsgelegenheiten sucht und beständig ihre Haltung gegenüber anderen erklärt und verteidigt. Man mag Trines Verhalten hier und da als stur empfinden, doch wozu das mühsame Üben für die Musik­karriere, wenn man nicht auch darüber hinaus für seine Zukunft kämpft?

Meinung zum Thema

Kommentare

"auf den Lofoten", "von den Lofoten", "die Lofoten" ist tatsächlich, trotz mancher Beharrlichkeit, nicht korrekt. Lofoten ist kein Plural wie "die Malediven" oder "die Seychellen", sondern der Name einer Region wie Bayern, Hessen, Sachsen, Thüringen, Niedersachsen, Westfalen, Skandinavien, Norwegen, Argentinien, Belgien, Schweden, Italien, Rumänien, Indien usw.

Der Fehler wäre also absolut vergleichbar damit, als würde man sagen "Ich komme von den Hessen", "Ich reise auf die Bayern und die Niedersachsen", "Ich lebe in den Gelsenkirchen, davor in den Tühringen", "Im Urlaub fahren wir mal auf die Sardinien, mal auf die Sizilien und auch manchmal auf die Norwegen" "Wir wandern aus auf die Skandinavien oder die Argentinien"
Im Norwegischen im Besonderen ist "-en" die Singularendung (siehe Bergen, Norwegen, Hurtigruten, und Lofoten ist da nicht anders als die Region Vesterålen und eben Regionen wie Bayern, Hessen, Flandern, Thüringen, Sachsen und Rheinland-Pfalz).

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