Kritik zu Sex and the City
Die Geschichte der vier Freundinnen, in deren Leben sich alles um Geld, Sex und Mode dreht, geht weiter. Der Kinofilm bleibt dem Erfolgsrezept der Serie treu: augenzwinkernd über Rollen nachzudenken
Das Gesetz der Serie lässt sich nicht so leicht vom kleinen Fernsehschirm auf die große Leinwand übertragen. Eine ganze Reihe lauer Kinoversionen von erfolgreichen Serienklassikern blieb hinter den Erwartungen zurück. Nun kommt erstmals das Kinokondensat einer aktuellen Serie, und das »Sexand-the-City«-Team hat sich viel Zeit genommen, für die Entwicklung eines Filmkonzepts, in dem die über die Jahre gesponnenen Geschichten natürlich nicht einfach so weiterplätschern dürfen.
Mit ihrem entwaffnend frechen und unverhohlen selbstbewussten Mundwerk haben diese New Yorkerinnen die Bildschirme der westlichen Welt im Sturm genommen, und schamlos waren sie nicht nur im Umgang mit ihren sexuellen Bedürfnissen, sondern vor allem auch mit ihrer Sucht nach luxuriöser Mode. So haben sich die PR-Agentin Samantha, die Anwältin Miranda, die Galeristin Charlotte und die Kolumnistin Carrie in 94 Fernsehfolgen als moderne Prinzessinnen etabliert: Ihren Konsumrausch müssen sie sich nicht mehr von reichen Männern finanzieren lassen, stattdessen bezahlen sie ihre 500 Dollar teuren Manolo-Blahnik-Schuhe mit dem eigenen beruflichen Erfolg. Doch hinter frecher Schnauze und selbstbewusster Geste schlummerten dann doch nur kleine Mädchen, mit der großen Sehnsucht nach dem Traummann. Das Frauenquartett ist ein Paradox, im Limbo zwischen konservativen und progressiven Werten, zwischen ungebundener Freiheit auf der einen Seite und der ungebrochenen Sehnsucht nach bürgerlicher Bindung auf der anderen, und genau das zelebriert nun auch der Film, in dem wie in der Serie die prickelnde Metropole New York und die Kreationen der Kostümbildnerin Patricia Field die anderen Hauptdarsteller sind.
An der Besetzung der vier Frauen mit Kim Catrall, Cynthia Nixon, Kristin Davis und Sarah Jessica Parker durfte freilich nicht gerüttelt werden, die in Jahren gewachsene Dynamik ihrer Freundschaften ist die Grundlage des Erfolgs. Doch wie ernst man es mit der Authentizität des Serien-Appeals nahm, lässt sich auch daran ablesen, dass statt eines versierten Kinoregisseurs der »Sex-and-the-City«-Profi Michael Patrick King ganz im Geiste der Serie sein Kinodebüt gibt. Aber auch sonst kommt vor und hinter der Kamera weitgehend das bewährte Team zum Zug, die bekannten Schauplätze wurden minutiös nachgestellt, und mit Ausnahme einer persönlichen Assistentin für Carrie (Jennifer Hudson) bleibt das Personal im Wesentlichen auf die bekannten Figuren beschränkt. Dem Film vorzuwerfen, dass er nur eine auf 135 Minuten aufgeblasene Version der 25-minütigen Episoden sei, ist genauso müßig wie der Versuch, seine schamlos künstlichen Kreationen an der Wirklichkeit zu messen: Schließlich war Hollywood noch nie für Realitätstreue berühmt, und in den vierziger Jahren wäre auch niemand auf die Idee gekommen, den luxuriösen Stil der Screwballcomedies als wirklichkeitsfremd zu verteufeln. Wie seine Heldinnen ist jetzt auch der Film einerseits völlig absurd lächerlich und andererseits durchaus spritzig und amüsant, voller Schauwerte und Gags: Eine echte Enttäuschung sind allein die Männer, die neben den schillernden Frauen allesamt hohl, blass und glatt wirken.
Vor vier Jahren endeten die vier experimentierfreudigen New Yorkerinnen zum Abschluss der Serie allesamt in festen Beziehungen. Am Anfang des Kinofilms sind aus den Thirtysomethings inzwischen Fourtysomethings geworden, und während sich bei den anderen unter dem Druck des Alltags mit Arbeit und Kindern erste Risse in den Beziehungen zeigen, schickt sich Carrie an, ihren Mr. Big zu heiraten: Denn was wäre besser geeignet, um die Konsumlust und den Spaß am Sex, die von jeher die Antriebsmotoren der Serie waren, noch ein wenig anzuheizen als eine Hochzeit? Die ganz normale tägliche Modenschau wird auf den ultimativen Laufsteg zum Traualtar verlagert, und das Cinderella-Motiv mit einer Vogue-Fotostrecke zugespitzt, die die Brautfähigkeit einer Vierzigjährigen unter Beweis stellt. Und weil ein so zielstrebig betriebenes Happy End natürlich viel zu einfach wäre, haben die Drehbuchautoren auf der Schnitzeljagd zum Standesamt noch ein paar bisweilen arg konstruiert wirkende Dramen ausgestreut...
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