Kritik zu Sanctum

© Constantin Film

Wie heißt die Situation, in der sich Betroffene in Mutige und Feiglinge, wortkarge Erfahrene und vielredende Dummschwätzer teilen? Ach ja, Katastrophenfilm. Nun in 3-D und mit dem Marketingsignet von James Cameron versehen

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Die Attraktionen führen in die Irre: Die Markenzeichen »James Cameron« (der hier als einer von fünf Executive Producers fungiert) und »3-D« in Verbindung mit einer Geschichte, die in einem weitgehend überfluteten unterirdischen Höhlenlabyrinth angesiedelt ist, versprechen spektakuläre Bilder – Unterwasseraufnahmen, wie wir sie aus Camerons früheren Spiel- (»Abyss – Abgrund des Todes«) und Dokumentarfilmen (»Die Geister der Titanic« u. a.) kennen. Was dem Zuschauer stattdessen zu Beginn des Films serviert wird, ist eine Gruppe von überwiegend tauchverrückten Wissenschaftlern, von denen keiner großes Interesse hervorruft. Auch angesichts solch dummer Dialoge wie: »Das Loch ist enger als das von 'ner Nonne!« und wechselseitiger Beschimpfungen fragt sich der Zuschauer, wofür er sein Geld da ausgegeben haben mag. Es dauert eine Zeit lang, bis der Film sein wahres Gesicht zeigt, als Katastrophenfilm, in dem es ums nackte Überleben geht – eine Situation, die einmal mehr die Betroffenen in Mutige und Feiglinge, in Erfahrene und Dummschwätzer teilt.

Es ist ein schlichtes Unwetter, das ihnen zum Verhängnis wird: Wassermassen lösen Felsen aus ihren Verankerungen, der Einstieg zum unterirdischen Höhlenlabyrinth (übrigens das größte der Erde, gelegen in Neu-Guinea) wird blockiert. Die Verbindung zum überirdischen Basislager reißt ab. Die einzige Möglichkeit für die Verschütteten besteht darin, sich einen alternativen Ausweg zu suchen. Noch vor der Katastrophe stirbt eine Wissenschaftlerin bei ihrem letzten Tauchgang: Von Schlafmangel geschwächt, bekommt sie Panik, als ihr Luftschlauch leckgeschlagen wird. Das wirkt wie ein Menetekel, zumal auch schon hier das Verhalten des Expeditionsleiters Frank McGuire, der mit ihr zusammen tauchte, infrage gestellt wird. Frank hat von allen die meiste Erfahrung, das bestreitet niemand, aber sein ruppiger Umgangsstil hat zuvor schon seinen Sohn Josh zeitweilig vertrieben, und er macht auch vor dem Finanzier der Expedition, dem Millionär Carl, nicht halt.

Jede Entscheidung, die nun gefällt wird, ist eine über Leben und Tod, ob es darum geht, einer Toten den Schutzanzug ausziehen, weil er eine Lebende retten könnte, oder darum, was man mit einem macht, dem »alle Knochen im Leib gebrochen sind«. Frank behält dabei letztlich in allem recht. Einen Fehler hat er nur einmal in der Vergangenheit gemacht, davon wird in einer erheiternden Anekdote erzählt. In der Gegenwart aber gilt: »Father knows best.« Zeigt der Vater seine Erfahrung einmal in einem ziemlich brutalen Akt, so weiß der Zuschauer, Josh ist erwachsen, wenn er denselben Akt an seinem Vater wiederholt. Erwachsenwerden kann manchmal ziemlich grausam sein.

Wer die Schönheit der Natur bewundern will, ist in diesem Film eher am falschen Platz, »Sanctum« erzählt von der Grausamkeit und Unberechenbarkeit der Natur. Wer die Schönheit in 3-D erleben will, dürfte sich über den dafür gezahlten Aufschlag ärgern: Die wiederholt im Vordergrund platzierten Objekte, die Räumlichkeit simulieren sollen, wirken in ihrer Unschärfe eher unfreiwillig komisch.

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