Kritik zu Results
»Mumblecore«-Regisseur Andrew Bujalski dreht eine RomCom mit »richtigen« Schauspielern? Nun, nicht ganz: Cobie Smulders und Guy Pearce verkörpern Fitnesstrainer, denen ein reicher Kunde sozusagen Gefühlsfitness beibringt
Wenn Andrew Bujalski einen Film »Results« nennt, ist hinter dem Titel eine ironische Absicht zu vermuten. Der Mitbegründer der kurzlebigen »Mumblecore«-Bewegung zählt zu den formal weniger ergebnisorientierten Filmemachern im US-amerikanischen Independentkino. Sein Post-Slacker-Beziehungsfilm »Beeswax« oder die Nerd-Hommage »Computer Chess« waren in erzählerischer Hinsicht lose und assoziativ gestrickt und kamen auf mitunter seltsamen Nebenwegen ans Ziel. Bujalski konzipiert seine Filme ausgehend von Figuren, Orten und Stimmungen statt von kohärenten Plots. »Results« macht da keine Ausnahme, obwohl bekannte Namen wie Guy Pearce, Cobie Smulders und Kevin Corrigan zunächst vermuten lassen, dass Bujalski diesmal einen »kommerziellen« Film mit »richtigen« Schauspielern im Sinn hatte. Der Verdacht erweist sich schnell als Finte, obwohl sich sein Kameramann Matthias Grunsky mit Verité-Mätzchen ausnahmsweise zurückhält. In »Results« gibt es sauber kadrierte Einstellungen und sogar klassische Schnitt-Gegenschnitt-Montagen statt improvisierter Reißschwenks.
Das Drehbuch allerdings arbeitet wieder konsequent gegen die Konventionen der Romantic Comedy an, mit der Bujalskis verpeilte Dialogfilme noch die größten Ähnlichkeiten aufweisen. Würden sich seine Protagonisten nicht immer selbst im Weg stehen. In »Results« ist da zum Beispiel Trevor (Pearce), der im texanischen Austin ein Fitnessstudio namens »Power 4 Life« betreibt. Die 4 steht für »physisch, mental, emotional, spirituell«, wovon drei Eigenschaften in seinem Fall definitiv optimierungsbedürftig sind. Trevor hat eine On-/Off-Beziehung mit seiner 15 Jahre jüngeren Trainerin Kat (Smulders), die ihren Körper ebenfalls einem strengen Regime aus Fitnessübungen und Ernährungsplänen unterworfen hat. Den Weg dieser beiden Hardbodys kreuzt eher zufällig der depressive Danny (Corrigan), der von seiner Frau gerade vor die Tür gesetzt wurde und so viel Geld geerbt hat, dass er damit nichts Sinnvolles anzufangen weiß. Aus Langeweile unterschreibt er eine zweijährige Mitgliedschaft für »Power 4 Life« (»damit ich mal einen richtigen Schlag wegstecken kann«) und organisiert Kat ein romantisches Dinner mit musikalischer Begleitung. Ihre Reaktion ist allerdings weniger gerührt als vielmehr genervt. Im Dienstleistungssektor gibt es keinen Platz für Gefühle, auch Trevor und Kat haben ihre fein säuberlich kompartmentalisiert.
Im gegenwärtigen US-Kino ist Bujalski neben David Gordon Green wohl der konsequenteste Verschwender von human ressources. Aber schon die Idee, Guy Pearce in einer romantischen Komödie zu besetzen, erweist sich als Geniestreich. Wer hätte gedacht, dass der Mann Humor hat? So ist auch völlig unmaßgeblich, dass »Results« auf der Plotebene relativ unmotiviert vor sich hinplätschert. Bujalskis Filme leben von ihrem Raum- und Zeitgefühl, das seine Protagonisten in konkreten sozialen Zusammenhängen verortet. Sie funktionieren als Labor, in dem der Regisseur die Befindlichkeiten und Selbstzweifel moderner Großstädter untersucht. Man könnte diesem Experiment stundenlang zusehen.
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