Kritik zu Mit Herz und Hund

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Liebe beim Gassigehen: Dave Johns und Alison Steadman in den Rollen zweier Rentner, die sich über ihre Hunde kennenlernen

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Der wesensgemäß vorlaute Yorkshire-Terrier kennt mal wieder kein Pardon und verbellt die sehr viel größere Schäferhündin, die ihm auf seinem Gassiweg entgegenkommt. Seinem Frauchen wird bei diesem Anblick ganz blümerant, geht der große Hund doch ohne Leine und kommt es bekanntlich immer wieder mal vor, dass so ein Terrier als Appetithappen endet. Dementsprechend giftet die Frau nicht weniger angriffslustig als ihr Hund den Mann hinter dem Riesenviech an, der so freundlich gelassen wie dieses versichert: Die tut nix, die will nur spielen. So also begegnen sie einander zum ersten Mal: Fern, das Frauchen von Henry, und Dave, das Herrchen von Tillie.

Sie sind beide bereits etwas älter und beide hat, wie sich im Laufe dieses charmanten Films noch herausstellen wird, das Leben nicht gerade verwöhnt, ja, es hat ihnen sogar eher übel mitgespielt. Weswegen das Happy End, auf das man von Beginn an hofft, weil Fern und Dave mindestens ebenso gut zueinander passen wie Henry und Tillie, auch nicht leicht zu bewerkstelligen ist, wenn überhaupt. Also werden sie sich im Zuge der »23 Walks«, wie Paul Morrisons »Mit Herz und Hund« im Original heißt, in aller altersgemäßen Gemächlichkeit anfreunden, verlieben, zerkriegen, einander wieder annähern, neuerlich auseinandergehen …, denn die Liebe ist tückisch, wenn man/frau mit ihr schon ein paar Mal im Clinch lag, und Vorsicht demnach geboten.

Der letzte Spielfilm des fast achtzigjährigen gebürtigen Londoners Morrison – vorwiegend als Dokumentarfilmer fürs Fernsehen und nebenher auch als Psychotherapeut tätig – liegt eine Weile zurück: In »Little Ashes« (2008) hatte Robert Pattinson zu Beginn seiner Karriere die Gelegenheit, als Salvador Dalí zu beeindrucken, der sich in einem Liebestriangel mit Luis Buñuel und Federico García Lorca verwirrend verfing; auch dies war eine Geschichte voller Widersprüche und Ängste. »Mit Herz und Hund« inszeniert Morrison nun nach einem eigenen Drehbuch. Das ist filmisch zwar nicht sonderlich aufregend anzusehen, aber zum einen soll man sich im Alter ohnehin nicht mehr aufregen und zum anderen bekommt man zum Ausgleich zwei sehenswert engagierte Hauptdarsteller geboten. In den Rollen von Dave und Fern agieren der beliebte nordenglische Stand-up-Komiker Dave Johns, dem internationalen Publikum 2016 in der Titelrolle von Ken Loachs »Ich, Daniel Blake« bekannt geworden, und die renommierte britische Bühnen- und TV-Schauspielerin Alison Steadman. Zwei Routiniers, die dem Film seine innere Wärme und emotionale Aufrichtigkeit verleihen, indem sie sich auf die Ecken und Kanten ihrer jeweiligen Figur vorbehaltlos einlassen. Johns und Steadman sorgen auch dafür, dass die Chose nicht ins rührselige Feelgoodmovie kippt, dass vielmehr das Bittere und das Süße als die einzelnen Komponenten eines schwierigen Gerichtes voneinander unterscheidbar bleiben. Schließlich geht es hier um Tod und Liebe. Es mag krachen im Gebälk, doch es ist noch Liebesfähigkeit in den morschen Knochen – und die Hoffnung, gemeinsam stärker zu sein als die Verzweiflung.

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