Kritik zu Medianeras

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Trennwände bringen sie zusammen: Der argentinische Regisseur Gustavo Taretto erzählt in seinem Langfilmdebüt von zwei im Innern verletzten Menschen, die sich trotz nachbarschaftlicher Nähe nicht wahrnehmen – eines Tages aber doch

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Martín und Mariana – bei der Ähnlichkeit dieser Namen dürfte dem Zuschauer von Medianeras von vornherein klar sein, dass ihre Träger am Ende zusammenfinden werden. Man weiß also, dass es im Film eher um die Umwege, die retardierenden Momente, die vor diesem Zusammenfinden liegen, gehen wird.

In seinem ersten Langfilm greift der Argentinier Gustavo Taretto (Jahrgang 1965) die Geschichte seines gleichnamigen Kurzfilms Medianeras (2005) wieder auf. Entstanden ist er unter anderem auch mit Hilfe des World Cinema Fund der Berlinale und der Pandora Filmproduktion. Dabei erzählt Medianeras ähnlich reduziert wie vor nicht allzu langer Zeit Im Regen des Südens von Paula Hernández von zwei Personen und ihrer Einsamkeit in der Großstadt Buenos Aires. Deren Architektur ist hier ein zentrales Element. Mit ihr beginnt auch der siebenminütige Monolog Martíns, der am Anfang des Films steht und in den gleich eine ganze Lebensgeschichte hineingepackt ist.

Als Webdesigner verbringt Martin seine Tage fast zur Gänze in seiner 40-Quadratmeter- Einzimmerwohnung, die er wegen jahrelanger Panikattacken kaum verlässt. Essen, Filme, Sex – all das lässt sich mit Hilfe des Internets organisieren. Und für seinen Mitbewohner, einen Terrier, den ihm seine Freundin dagelassen hat, bevor sie zu ihren Eltern in die USA fuhr (und beschloss, dort zu bleiben), findet er damit auch einen Hundesitter. Sieben Jahre liegt dieser Abschied mittlerweile zurück, aber MartÍn hat ihn noch immer nicht hinter sich gelassen.

Bei Mariana ist es ihre Fahrstuhlphobie, die sie in der Wohnung verharren lässt, denn die liegt immerhin im 8. Stock. Die derzeit arbeitslose Architektin verdient momentan ihren Lebensunterhalt als Schaufensterdekorateurin. Sie hat gerade eine vierjährige Beziehung hinter sich. Die Fotos, die sie mit ihrer Digitalkamera während dieser Zeit gemacht hat, hat sie zwar mittlerweile alle von ihrer Festplatte gelöscht, aber auch sie leidet immer noch.

»Medianeras« bedeutet Trennwände. Die sind mannigfaltig in diesem Film, oft von den Menschen selber errichtet und häufig verbunden mit der digitalen Welt, die uns eigentlich einander näher bringen könnte, in Wirklichkeit aber voneinander entfernt. »Ein kurzer Herbst« und »ein langer Winter« (Zwischentitel) müssen erst vergehen, bis Martín und Mariana in »Endlich Frühling« zueinanderfinden, eine Zeit, in der sie beide andere, misslingende Beziehungen eingehen.

Konkret bedeutet »Medianeras« auch Brandmauern. Beide Wohnungen liegen an einer Brandmauer. Und als beide eines Tages zur selben Zeit ein Loch in diese schlagen und ein Fenster einsetzen lassen, das ihre bisher so düsteren Wohnungen geradezu lichtdurchflutet erscheinen lässt, da ist es nicht mehr weit bis zum Happy End. Da wirken die nachfolgenden Parallelaktionen, das Ansehen von Woody Allens Manhattan und das Anhören von Daniel Johnstons traurigem (im Gesang), aber doch optimistischem (im Text) Song »True Love Will Find You in the End« wie letzte, unnötige Verzögerungen. Aber das verzeiht man diesem Film, dessen lakonischer Humor so gelungen ist.

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