Kritik zu Max Schmeling
Uwe Boll hat sich an ein Prestigeprojekt gewagt: die Filmbiografie des deutschen Boxers Max Schmeling
Ohne Frage ist der Produzent und Filmemacher Uwe Boll ein cleverer Geschäftsmann. In der Vergangenheit gelang es immer wieder, Filmprojekte auch mit umstrittenen Medienfonds zu finanzieren. Gerade im zugkräftigen Genre der Videospieladaptionen ging für Boll mit Filmen wie »Alone in the Dark« oder »House of the Dead« die Rechnung auf. Dabei konnte er für seine stets preisgünstig produzierten Filme immer wieder namhafte Stars wie Ben Kingsley (in »BloodRayne«) oder Jason Statham (in »Dungeon Siege – Schwerter des Königs«) verpflichten. Doch selbst bei vorgeblich politisch ambitionierten Filmprojekten wie »Darfur« ist Bolls kaufmännisches Kalkül dominierend.
So begnadet er als Produzent auch sein mag, als Autor und Regisseur scheitert er meist kläglich. Offenbar fehlt Boll die Einsicht, dass er noch erfolgreicher sein könnte, wenn er sich für die künstlerische Umsetzung seiner Produkte talentierte Regisseure engagieren würde. Jetzt hat sich Boll an ein Prestigeprojekt, einen biografisch angehauchten Spielfilm über die deutsche Boxlegende Max Schmeling (1905–2005), gewagt.
Als deutscher Soldat im Zweiten Weltkrieg bekommt Schmeling den Auftrag, einen britischen Kriegsgefangenen zu überführen. Nachdem der Brite ihm beinahe das Leben gerettet hat, beginnt Schmeling, in Rückblicken von seinem bewegten Leben zu erzählen. Als aufrichtiger Boxweltmeister hat er sich in den 30ern nicht von den Nazis einspannen lassen, stets zu seiner tschechischen Frau, der Schauspielerin Anny Ondra, gestanden und 1948 geschlagen, aber aufrechten Hauptes seine Karriere im Boxring selbst beendet.
Obwohl Boll im Presseheft beteuert, er habe selbst mal geboxt, spürt man im Film keine Liebe zum Metier. Der Clou des Films ist zweifellos die Besetzung des ehemaligen Boxweltmeisters im Halbschwergewicht, Henry Maske, in der Rolle seines Idols. Die Liste der Sportler, die sich beim Versuch zu schauspielern übernommen haben, ist lang. Selbst als Sportkommentator im Fernsehen wirkt Maske meist unsicher. So ist es nicht verwunderlich, dass er in den Dialogszenen des Films geradezu vorgeführt wird. Aber auch in den inszenierten Kampfszenen macht Maske leider keine gute Figur. Als strategischer Punktesammler war der »Gentleman-Boxer« im Ring wenig schlagkräftig und nie spektakulär anzusehen. Die Boxkämpfe im Film sind denn auch spannungslos wie harmloses Schattenboxen inszeniert. Einzig der Mittelgewichtsweltmeister Arthur Abraham überzeugt im Finale als energischer Schmeling-Gegner Richard Vogt. Abraham hat allerdings den Vorteil, dass er dabei nicht sprechen muss.
Heino Ferch spielt Schmelings Trainer Max Machon, ihm bleibt als unterfordertem Stichwortgeber für den hölzernen Maske allerdings wenig zu tun. In einer Statistenrolle kann der Boxfreund Maskes früheren Trainer Manfred Wolke erspähen. Auch Boll gönnt sich einen Cameo-Auftritt als Ringrichter, der Schmeling/Maske auszählt. Ein durchaus treffendes Bild. Denn das Biopic über den deutschen Jahrhundertsportler gerät zur billigen Farce, in der sich vor allem Henry Maske lächerlich machen lässt.
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