Kritik zu Lowlife Love

Trailer OmU © Rapid Eye Movies

2015
Original-Titel: 
Gesu no ai
Filmstart in Deutschland: 
18.08.2016
L: 
110 Min
FSK: 
16

Der japanische Filmemacher Eiji Uchida hat eine groteske Slacker-Komödie über die Unmöglichkeit eines selbstbestimmtem Filmkünstlerdaseins in der leistungsorientierten japanischen Metropole Tokio gedreht

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Tetsuo (Kiyohiko Shibukawa) ist ein erfolgloser Filmemacher, der mit 39 Jahren immer noch bei seiner Mutter in Tokio wohnt. Vor Jahren hatte er einen Indie-Hit, konnte sich in der Folge aber keine Karriere aufbauen. Doch sein Ruhm ist noch groß genug, um sich als Lehrer für untalentierte Möchtegernschauspieler über Wasser zu halten. Der eigene Misserfolg hat Tetsuo träge und missgünstig werden lassen. Ständig faselt er von seiner künstlerischen Integrität und dem nächsten Filmprojekt, ohne jedoch realistische Chancen auf eine Finanzierung zu haben. Vielmehr ist dieses ominöse zukünftige Filmprojekt eine prima Entschuldigung, um ständig Castings mit jungen Schauspielerinnen abzuhalten. Die naiven Mädchen landen dann meist splitternackt in seinem Bett und bekommen erst mal eine kleine Rolle in billigen Softsex-Amateurvideos, die Tetsuo dann anonym über seinen selbstlosen Freund und »Assistenten« Mamoru (Yoshihiko Hosoda) an die Mafia verhökern lässt. 

Doch die zynisch schräge Slacker-Komödie »Lowlife Love« wird bald zu einer tragischen Liebesgeschichte. Dass sich Tetsuo in Minami (Maya Okano), das anständige Mädchen vom Lande und gleichzeitig die talentierteste unter seinen jungen Schauspielanwärterinnen, verliebt hat, bemerkt er selbst erst, als sie ihm von dem renommierten Regisseur Kano (Kanji Furutachi) mit den magischen Worten »Ich mach dich zum Star« weggeschnappt wird. Um die nach ihrem tatsächlich kometenhaften Aufstieg berühmte Minami zurückzugewinnen, muss der Aufschneider Tetsuo nun wirklich ernst machen. Er will einen neuen Film in Angriff nehmen. Und Minami soll die Hauptrolle darin spielen...

Der für bittere Komödien wie »Greatful Dead« (2013) bekannte Autor und Regisseur Eiji Uchida thematisiert in »Lowlife Love« auf grotesk banale Weise die Unmöglichkeit eines romantisch verklärten Filmkünstlerdaseins in der leistungsorientierten japanischen Metropole Tokio. Ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben als freischaffender Künstler in der Großstadt zu führen, ist für junge Japaner eine Utopie und finanziell schlichtweg unmöglich. Individualismus, wie wir ihn verstehen, ist gesellschaftlich verpönt, solange er keinen nennenswerten Gewinn einbringt. Wer sich wie der resi­gnierte Taugenichts Tetsuo selbst noch im Erwachsenenalter dem Slackertum hingibt, muss damit rechnen, von der eigenen Mutter als »arbeitsloser Sexsüchtiger« beschimpft und mit dem Küchenmesser bedroht zu werden. Japanische Indie-Komödien wie »Lowlife Love« mögen mit dem abrupten Wechsel zwischen lakonischem und slapstickhaftem Schauspiel auf deutsche Zuschauer vorerst banal wirken. Doch der immense gesellschaftliche Druck im Hinbick auf Integrität und Produktivität verlangt nach ausgleichend plakativen Ausbrüchen in der Kultur. Ein Kino der Extreme ist deshalb so wichtig für das emotionale Gleichgewicht des japanischen Publikums.

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