Kritik zu Life Saaraba Illegal
Dokumentarfilm, der zwei Brüder aus dem Senegal über 10 Jahre beobachtet – im Kampf um ein besseres Leben im Gelobten Land Europa. Das mythische Saaraba allerdings zerschellt an der brutalen spanischen Wirklichkeit
Saaraba ist das Gelobte Land, das Ziel der Träume und Verheißungen. Dieses mythische Land ist Europa, das den meisten Senegalesen jedoch gänzlich fremd ist. Sie besingen Saaraba, schreiben Geschichten und nähren den Mythos. Doch diejenigen, die die Wirklichkeit Europas kennen, haben den Glauben an Saaraba verloren. Für ihren Dokumentarfilm haben die Filmemacher Peter Heller, Saliou Waa Guendoum Sarr und Bernhard Rübe fast zehn Jahre lang zwei Brüder aus dem Senegal begleitet, deren Eltern schon als Einwanderer in Frankreich gearbeitet haben und nun ein großes Haus auf ihrer kleinen Insel besitzen.
Aladji hat es geschafft, er ist in einem kleinen Boot zu den kanarischen Inseln gelangt und arbeitet nun in den Gemüseplantagen auf dem spanischen Festland. Nicht immer hat er Arbeit, um seiner Frau und seinen Eltern Geld zu schicken, eine Arbeitserlaubnis hat er ohnehin nicht. Und das obwohl er schon fast zehn Jahre im Land lebt, die Sprache beherrscht und bereit ist, jede Form von Arbeit zu machen. »Wer denkt, die Sklaverei sei abgeschafft«, heißt es im Film, »kennt die Arbeitswelt auf den Plantagen nicht.« Trotzdem will ihm sein jüngerer Bruder Souley folgen. Als gelernter Fliesenleger verspricht er sich eine qualifizierte Arbeit und einen angemessenen Lohn. Als es ihm schließlich gelingt, nach Spanien zu kommen, ist die Wiedersehensfreude groß. Die Aussichten allerdings bleiben ungewiss.
Aladji und Souley sind Migranten, keine Flüchtlinge. Sie verlassen ihre Heimat nicht, weil dort Krieg oder Diktatur herrschen, sondern weil sie ein besseres Leben suchen. Sie setzen auf legale Einwanderung und sind doch in dem Zwiespalt gefangen. Sie können nicht bleiben, weil ihnen die Papiere fehlen. Sie können aber auch nicht zurückkehren, weil die Reise all ihre Ersparnisse aufgezehrt hat. Stolz tragen sie ein T-Shirt, auf dem in großen Buchstaben steht: »Wenn du mich nervst, geh ich zurück in den Senegal.«
Der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilmer Peter Heller hat auch hier wieder einen Film gedreht, der mit den Problemen der sogenannten Dritten Welt auf uns zurückverweisen will. Dabei hat er eine Form gewählt, die sich der Langzeitbeobachtung anpasst. Interviews und abstrakte Gedanken wechseln sich ab, im Offtext wird erläutert, was man sonst nicht verstehen würde. Und doch bleiben die Bilder aus den unterschiedlichen Jahren denkbar spannungslos. Man spürt nicht, wie die Zeit vergeht. Dass Aladjis Frau zum Beispiel bereit war, auf ihren Mann zu warten, verliert sich im Laufe des Films. Die Frage, ob sie immer noch wartet, während er nicht mal zu Besuch kommen kann, bleibt offen. Der schwierige Weg aus Afrika heraus, die Verstecke an der Grenze zur spanischen Exklave Ceuta, die Schlepper und Schiffsleute, all das ist schon fast ein Klischee der täglichen Berichterstattung. Das war noch anders, als Heller sein Filmprojekt begann. Heute wirkt es etwas schal. Und dennoch ist es wichtig zu sehen, dass persönliche Not viele Gesichter hat und dass nicht nur Kriegsflüchtlinge ein legitimes Recht auf ein besseres Leben haben.
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