Kritik zu Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon
Florian Gallenberger lässt Elmar Wepper den bayerischen Altersgrant spielen, der dann doch noch zum besseren Leben verführt wird
Manchmal muss man einfach mal raus aus den festgefahrenen Bahnen, die schwere Pflicht hinter sich lassen für eine luftige Kür. Das gilt nicht nur für den missmutigen Gärtner, Ehemann und Vater Schorsch, den Elmar Wepper hier verkörpert, sondern wohl auch für seinen Regisseur Florian Gallenberger: Nach den heftigen, historischen Stoffen von »John Rabe« und »Colonia Dignidad« erzählt er jetzt eine intime Geschichte vom Finden der Freiheit und des späten Glücks. Nach abenteuerlichen Exkursionen ins ferne China und nach Chile, entdeckt er jetzt heimisches Terrain, zusammen mit Jockel Tschirsch als Romanautor und Gernot Gricksch als Drehbuchautor, der bereits in »Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe« und »Das Leben ist nichts für Feiglinge« in unterschiedlichen Funktionen allerlei komödiantische Lebens- und Liebestherapien angezettelt hat.
Der alte Mann ist in diesem Fall nicht 100 und er steigt auch nicht aus dem Fenster, und doch geht es wie in der schwedischen Seniorenkomödie auch hier um den Ausbruch aus einem freudlos gewordenen Leben, darum, dass es nie zu spät ist, ein Abenteuer zu wagen und Träumen hinterherzujagen. Im Unterschied zu seinem schwedischen Kollegen macht Gallenberger aus dieser Vorgabe keine bissige Satire, sondern ein verspieltes Feelgood-Movie.
Schorsch ist ein bayerischer Gärtner, der beruflich und privat in der Sackgasse gelandet ist. Sein Betrieb steht vor dem Bankrott, weil der Bürgermeister den Grünton des Rasens reklamiert und die Rechnungen für die Golfplatz-Sanierung nicht bezahlen will. Als dann auch noch sein feuerrotes Kleinflugzeug, ein schnittiger Doppeldecker, gepfändet werden soll, steigt er kurzerhand ein und hebt ab. So beginnt ein Roadmovie in der Luft und auf der Erde, zu allerlei märchenhaft pittoresken Orten, zu einem rheinischen Schloss und einem zum Café umgebauten Brandenburger Flugzeug-Hangar. Und vor allem zu charmant eigenwilligen Menschen, wie einem schwäbischen Bauern, exzentrischen Aristokraten (Ulrich Tukur und Sunnyi Melles) und ihrer rebellisch kapriziösen Tochter Philomena (Emma Bading), zu einem lesbischen Senioren-Paar und zur anpackend erdigen Betreiberin des Event-Location-Cafés (Dagmar Manzel).
Elmar Wepper, der sich nur noch für ausgewählte Projekte aus dem Ruhestand locken lässt, variiert hier noch einmal den bayerischen Grantler, der durch widrige Umstände in eine neue Umlaufbahn katapultiert wird, wobei ein wesentlicher Stups immer von mehr oder weniger kleinen Mädchen kommt. In diesem Fall ist das die aufmüpfig versponnene und von Emma Bading wunderbar zwischen luftiger Caprice und erdigem Charme angelegte Philomena, die er zunächst widerwillig, zunehmend wohlwollender als Ersatztochter auf Zeit adoptiert, und die ihm durch ihre zugleich verspielte und lebensweise Art eine Brücke zur eigenen, entfremdeten Tochter baut. Das Happy End ist hier keine Rückkehr, sondern ein Aufbruch, nicht nur für den fliegenden Gärtner, sondern auch für seine verlassene Frau.
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