Kritik zu Gotteskinder

© W-film

2023
Original-Titel: 
Gotteskinder
Filmstart in Deutschland: 
30.01.2025
V: 
L: 
117 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Regisseurin Frauke Lodders schildert eine Kindheit im Umfeld einer streng evangelikalen Freikirche

Bewertung: 3
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Zunächst ist David (Mark Waschke) noch liebevoll amüsiert, als seine kleine Tochter erzählt, sie habe im Kindergarten geheiratet. Als sie jedoch sagt, dass sie ihre Freundin Sabrina geheiratet hat, erstirbt das Lachen und es setzt eine Ohrfeige. Gleichgeschlechtliche Ehe, so der Vater, sei Sünde, auch beim Spiel. David und seine Frau Esther (Bettina Zimmermann) gehören einer evangelikalen Freikirche an, die vier Kinder werden streng religiös erzogen. 

Evangelikale Freikirchen assoziiert man eher mit Berichten aus den USA, doch sie existieren auch in Deutschland und verzeichnen sogar einen Zuwachs. Regisseurin Frauke Lodders hat für ihren Spielfilm ein Jahr lang im Milieu der Freikirchen recherchiert. Nicht immer verbergen sich dahinter erzkonservative Strukturen, wie sie in einem Regiekommentar erklärt. Doch es gibt eben auch die radikalen, wie sie in »Gotteskinder« porträtiert werden. Die hier dargestellte Gemeinde veranstaltet poppig wirkende Partys und Gemeinschaftsabende, bei denen gesungen und auf der Gitarre gespielt wird. Gepredigt aber wird ein radikales, patriarchales Weltbild, in dem Homosexualität Sünde und Keuschheit eins der obersten Gebote ist. Unterstützt werden die Ansichten von radikalen Influencer*innen auf Instagram oder Tiktok. 

Subtil ist Lodders' Darstellung nicht. Fast alle Gespräche innerhalb der Familie drehen sich um Jesus und den Glauben, quasi jeder Satz der Eltern beinhaltet eine Indoktrinierung. Es hätte sicherlich auch weniger Eindeutigkeit gebraucht, um die Zwänge aufzuzeigen, in denen die Kinder von David und Esther groß werden. Bei den beiden ältesten, Hannah (Flora Li Thiemann) und Timotheus (Serafin Mishiev), kollidieren diese Zwänge allerdings mit ihrer Lebensrealität. Hannah, überzeugtes und engagiertes Mitglied der Freikirche, entwickelt Gefühle für den frisch in die Nachbarschaft gezogenen Max (Michelangelo Fortuzzi). Da dieser sie zwar ebenfalls mag, mit Religion oder gar Keuschheitsgelübden aber nichts anfangen kann, kommt Hannah immer mehr in einen Konflikt mit sich. Der frisch getaufte Timotheus wiederum hat sich in seinen Freund Jonas (Lennox Halm) verliebt. Im Glauben, damit gegen Gottes Willen zu verstoßen, und besessen von der Angst, seinen Vater zu enttäuschen, kämpft Timotheus verzweifelt gegen seine Gefühle an und begibt sich schließlich in ein Seelsorgeseminar, das »Heilung« von den angeblich unreinen Gedanken verspricht.

Unmissverständlich führt »Gotteskinder« vor Augen, wozu eine solch fundamentalistische Erziehung führt: Selbsthass und ein Klima der Angst, in dem keiner sich traut, ehrlich zu sprechen. Dass am Ende auch Max im Seelsorgeseminar landet, gehört allerdings zu einigen der etwas arg konstruierten Handlungswendungen, die der Film bis zu seiner endgültigen Eskalation nimmt. Die inneren Kämpfe von Hannah und Timotheus aber sind stark und überzeugend gespielt. Deutlich wird dabei, wie schwer es ist, aus einem solchen Umfeld und einer solchen Erziehung auszubrechen. Auch wenn man sich als Zuschauer die ganze Zeit wünscht, dass Hannah und Timotheus genau dies tun.

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