Kritik zu Dickste Freunde
Buddymovie oder Chick-Flick? In Ron Howards Komödie müssen sich Vince Vaughn und Kevin James als beste Freunde mit Problemen herumschlagen, die man sonst eher aus Frauenfilmen kennt
Es heißt ja, Frauen mögen Männer, die sie zum Lachen bringen. Anders lässt sich auch nicht so recht nachvollziehen, wie der ewige Junggeselle Ronny Valentine (Vince Vaughn) und sein verheirateter Freund Nick Backman (Kevin James) zu so tollen Frauen wie Beth (Jennifer Connelly) und Geneva (Winona Ryder) kommen. In der hochkarätig besetzten Komödie betreiben die beiden ulkigen Klopse Ronny und Nick als Geschäftspartner eine »Engine-Design«-Firma und ziehen sich in der Autostadt Detroit einen vielversprechenden Auftrag vom Chrysler-Konzern an Land. Sie sollen das für die Ohren von Hetero-Autonarren viel zu »schwul« klingende Motorengeräusch eines neuen Elektromotors maskuliner klingen lassen (ein Ausspruch, der in Amerika die Gay & Lesbian Alliance Against Defamation gegen den ansonsten politisch korrekten Film aufbrachte). Um die Aussicht auf den wohl wichtigsten Deal in ihrer Karriere zu feiern, lässt Ronny den Song »Detroit Rock City« von den amerikanischen Schockrockdinosauriern Kiss aus dem Jahr 1976 aus seinen Autolautsprechern donnern. Ron Howard (Regisseur von anspruchsvollem Blockbusterkino wie »The Da Vinci Code – Sakrileg« oder »A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn«) lässt schon bei der Musikauswahl keinen Zweifel daran, dass er eine Komödie für Mittvierziger macht. Selbst Beth, der Name von Jennifer Connelly, mag eine augenzwinkernde Reminiszenz an den gleichnamigen alten Schmusehit von Kiss sein.
»Ich habe gerade die Frau meines besten Freundes mit einem anderen Mann gesehen.« Mit diesem entsetzten Ausspruch von Ronny lässt sich sein Dilemma und die Essenz von »The Dilemma« (so der viel bezeichnendere Originaltitel des Films) auf den Punkt bringen. Wie schon in unzähligen Komödien zuvor spielt Vince Vaughn einen Mann, der sich verzweifelt weigert, erwachsen zu werden. Doch anders als in juvenilen Schenkelklopfern wie »Old School« oder »Die Hochzeits-Crasher« scheint es auch für Vaughn mit 40 an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen fürs Leben zu treffen. Denn für Ronny wird die heile Welt aus glücklichen Beziehungen und beruflichem Erfolg urplötzlich aus den Angeln gehoben, als er Geneva, die Frau seines besten Freundes, mit einem jüngeren, gut gebauten Tattoo-Typen beim Knutschen im Gewächshaus des botanischen Gartens ertappt. Während die wichtige Präsentation des testosterongeschwängerten Motorengeräusches näherrückt, muss sich Ronny also entscheiden, ob er seinem ohnehin schon an nervösen Magengeschwüren leidenden Partner Nick alles über den Seitensprung von dessen Frau erzählen oder das pikante Geheimnis vorerst einfach für sich behalten soll, bis der Deal mit Chrysler unter Dach und Fach ist.
»Dickste Freunde« ist eine gewagte Mischung aus Chick-Flick und Buddymovie, eine dramaturgisch nicht ungefährliche Melange zweier sich beißender Subgenres, die ihre Protagonisten nicht mit billigen Witzen unter der Gürtellinie verraten will und sich als nachdenkliche Beziehungskomödie für an Midlifecrisis leidende Fortysomethings durchaus ernst nimmt. Irgendwann ist einfach Schluss mit Party und Fäkalhumor.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns