Kritik zu Der Kleine Medicus – Geheimnisvolle Mission im Körper
Nach der Buchvorlage des Arztes Dietrich Grönemeyer inszenierte Reise in den menschlichen Körper mit Kindern als Helden, aber nicht als Superhelden
Keine Angst, Der kleine Medicus ist kein Film, bei dem wir mit medizinischem Fachwissen gequält werden und vor lauter Krankheitsdiagnosen aus dem Kino fliehen – der Titel könnte dies nahelegen. Aber schon die Buchvorlage von Dietrich Grönemeyer ist unterhaltsam und dabei gleichzeitig informativ. Es ist die Profession des Arztes Grönemeyer, Kindern ein Gesundheitsbewusstsein zu vermitteln, und seine Bücher haben es geschafft, ganz oben auf den Bestsellerlisten zu rangieren, weil sie neben der Wissensvermittlung auch noch ein großer Lesespaß sind.
Nano ist ein etwas zu klein geratener 12-jähriger Junge, der eigentlich ziemlich cool ist und auf seinem Skateboard durch die Stadt flitzt. Obendrein ist er noch sehr clever und interessiert sich vor allem für Biologie. Aber seine Mitschüler ärgern ihn, und wegen seiner Größe kann bzw. will er sich nicht wehren. Sein Opa arbeitet bei dem zweifelhaften Professor Schlotter, der in seinem Schloss heimlich die Erfindung von Dr. X und seiner Kollegin Micro Minitect nachgebaut hat: eine mikroskopisch kleine Kapsel, mit der man in den Körper des Menschen reisen kann, um ihn von innen zu heilen – oder wie Dr. Schlotter bei Nanos Opa – von innen zu überwachen und fernzu teuern.
Hier nun setzt die Reise Nanos und seiner Freundin Lilly ein. Als geschrumpfte Bodynauten bewegen sie sich durch den Körper des Opas, um Gobot, den gefährlichen Gehilfen des Professors, zu jagen. Sie flitzen in ihrer Raumkapsel dahin und werden zum Beispiel von Opas Immunzellen attackiert, die die Raumkapsel als Fremdkörper identifizieren und deshalb angreifen.
Es gibt viele Geschichten, in denen die Helden schrumpfen, um unbekannte Dimensionen und Paralleluniversen zu erschließen, so wie Alice, Gulliver, Horton, oder Erik im Land der Insekten. Aber es existieren wenige, in denen die Heldenreise ins Innere des Menschen führt. Auf den Klassiker von 1966 Die phantastische Reise beziehen sich Die Reise ins Ich (1987) oder der Kinderfilm Auf der Jagd nach dem Nierenstein (1996) – Realfilme, die in den jeweils zeitgemäßen Tricktechniken in überdimensionalen Kulissen inszeniert wurden. Der kleine Medicus nutzt nun die Möglichkeiten der 3D-Animation relativ solide und unaufgeregt und installiert mit Nano eine Figur, die nicht als Superheld angelegt ist.
In allen Reisen ins Innere des Menschen geht es darum, ein Individuum zu retten, andernfalls droht dessen Fremdbestimmung oder der Tod. Anklänge an Bondfilme, Frankenstein oder die Klassiker der Science-Fiktion-Filme scheinen – ob von Regisseur Peter Claridge beabsichtigt oder nicht – unvermeidlich und sind humorvoll eingesetzt. Die Story ist etwas actionreicher als die Bücher des Doktor Grönemeyer, aber immer noch so undramatisch erzählt, dass man getrost mit den jüngsten Kindern ins Kino gehen kann. Verlassen wir die Vorführung, sehen wir unseren Körper ein klein wenig anders, denn jetzt steht uns bildlich vor Augen, wie es um unser Innerstes bestellt ist.
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