Kritik zu Der göttliche Andere

© Warner Bros. Pictures

Eine Frage des Glaubens oder der Liebe? In Jan Schomburgs sommer-luftiger Romcom der etwas anderen Art erlebt ein Journalist in Rom die vermeintliche Allmacht eines himmlischen Rivalen

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Alle Wege führen nach Rom. Erst recht, wenn eine Papstwahl ansteht. Also findet sich auch der etwas zu sehr von sich selbst eingenommene Fernsehjournalist Gregory Spring hier ein, um vom Jahrhundertereignis zu berichten. Dabei hat er mit Religion eigentlich nichts am Hut, tut sich auch sonst mit dem Glauben schwer und auf das Glück in der Liebe wagt er gleichfalls nicht mehr zu hoffen. Mit dementsprechendem Elan widmet er sich seiner Aufgabe und schüttet Hohn und Spott über den Klerus und seine Rituale aus. Die Ewige Stadt langweilt ihn – bis er, buchstäblich und ausgerechnet, über Maria stolpert.

Damit beginnen die Turbulenzen, die Jan Schomburgs etwas andere romantische Komödie »Der göttliche Andere« charakterisieren. Denn Gregory verliebt sich auf den sprichwörtlichen ersten Blick in die so schöne wie ernsthafte Römerin. Während die wiederum in dem ansehnlichen jungen Mann eine gute Gelegenheit für einen letzten One-Night-Stand sieht – weil sie nämlich in wenigen Tagen als Novizin ins Kloster gehen will. Genau, Maria will eine Braut Christi werden; und die Hindernisse und Widrigkeiten, mit denen sie und Gregory sich alsbald – denn natürlich bleibt es nicht bei dem »einen Mal« – konfrontiert sehen, hängen ursächlich eben damit zusammen.

Was ist das, »höhere Gewalt«? Wie weit oben ist sie anzusiedeln? Schomburg, der hier ein eigenes Drehbuch verfilmt, sucht nach Antworten, indem er Floskeln fröhlich wörtlich nimmt. Je nachdem, ob man einer eher aufgeklärt-säkularen Weltsicht anhängt oder es mit der Transzendenz hält, also mit Gottvater samt himmlischem Hofstaat, werden gemeinhin entweder »die da oben« oder »der da oben« für das eigene Schicksal verantwortlich gemacht. Und obwohl Gregory ersterer Fraktion zuzuzählen ist, ist er doch alsbald überzeugt, es mit dem geballten Zorn eines zwar himmlischen, aber doch sehr eifersüchtigen Bräutigams zu tun zu haben.

Oder ist es nur der Genius Loci, der ihn Gespenster sehen lässt? All die Priester, Nonnen, Pilger, Klöster und Kirchen in dieser Heimstatt des Stellvertreters Gottes auf Erden – rufen sie womöglich Verfolgungswahn hervor? Fantasiert Gregory sich einen neidischen Heiland, wo in Wahrheit nur seine eigene Bindungsangst verantwortlich zu machen wäre?

Munter fließen das Handfeste und das Geistige ineinander, werden die Grenzen zwischen »uns hier unten« und »denen da oben« übersprungen, scheint mit einem Male tatsächlich alles möglich. Zum Beispiel auch, dass ausgerechnet der neu gewählte Papst freudsche Theorien zur Erklärung der seltsamen Phänomene zu Rate zieht und damit recht eigentlich an dem Ast sägt, auf dem er sitzt. Dabei hätte er auch aus dem Korintherbrief zitieren können, wo es abschließend heißt: »Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.« Eine Himmelsmacht, der sich am Ende sogar die Macht des Himmels beugen muss. So zumindest wird es behauptet, in diesem liebenswert verrückten, luftig-lustigen Sommersonne-Liebesfilm. Am Ende ist es also doch wieder eine Frage des Glaubens.

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