Kritik zu Das A-Team

© 20th Century Fox

Schön war die Zeit, als tausend Schüsse fielen, aber keiner getroffen wurde: Joe Carnahan versucht, die 80er-Jahre-Serie »Das A-Team« mit charakteristischer blutloser Gewalt und aktuellem Irakkrieg-Setting auf die Leinwand zu bringen

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Ein viel belächeltes Charakteristikum des Actionfilms der 80er und 90er Jahre erfährt in »Das A-Team – Der Film« ein kleines Revival. In Joe Carnahans Adaption der erfolgreichen Fernsehserie wird viel geschossen, demoliert, in die Luft gejagt und aus Flugzeugen geworfen – ernsthaft zu Schaden kommt bei diesen durch und durch männlichen Freizeitvergnügungen allerdings niemand. Während das Actionkino in den letzten Jahren den hochkinetischen Realismus der »Bourne«-Filme kultivierte, zeigt Carnahan in »Das A-Team – Der Film« noch einmal Nachsicht mit dem Typus des amerikanischen Helden, der – kriegsversehrt, unverstanden (»Sie wurden für ein Verbrechen verurteilt, das sie nicht begangen haben ... «, hieß es in der Serie) und ein bisschen irre – heute hoffnungslos aus der Mode gekommen ist.

»Das A-Team – Der Film« fährt pausenlos aufwendige, am Computer generierte Set-Pieces männlicher Selbstbehauptung auf, immer mit einem Augenzwinkern, immer gut gelaunt bis zur nächsten Explosion. Die Unverletzbarkeit seiner Helden (und ihrer Gegner) ist wie so vieles im Film reines Zitat. Als »Das A-Team« 1983 erstmals ausgestrahlt wurde, hagelte es noch Kritik für die übertriebene Gewalt.

Demografisch stellt sich dennoch die Frage, an welche Zielgruppe sich die Neuauflage nun eigentlich richtet. Das sogenannte »Erste Goldene Zeitalter der Fernsehserien« war ja eher ein Abstellgleis für alternde Filmstars (George Peppard im »A-Team«, Ernest Borgnine in »Airwolf«, William Shatner in »T. J. Hooker«). Selbst wer als 14-jähriger Stöpsel ein Fan des A-Teams gewesen ist, wird sich jetzt wohl nur widerwillig davon überzeugen lassen, allein aus Nostalgie ins Kino zu gehen.

Sind doch die Jugendlichen von heute mit Videospielen aufgewachsen, neben deren Gewaltnaturalismus sich das originale »A-Team« wie Grimms Märchen ausnimmt.

Carnahan hat für seine Adaption einen Mittelweg gewählt: Er platziert wohldosiert Referenzen an die Serie und überführt sie gleichzeitig in eine glatte, generische Blockbuster-Ästhetik, hinter der das originale »A-Team« gerade noch erkennbar bleibt. Dass sein Reload streckenweise an das »Mission Impossible«-Franchise erinnert, ist kein Zufall. Carnahan wurde seinerzeit nach Unstimmigkeiten mit Tom Cruise als Regisseur des dritten Films durch J. J. Abrams ersetzt – eine Demütigung, die scheinbar bis heute nachwirkt. Nun hat er sich späte Genugtung verschafft. Als Sommerblockbuster ist sein »A-Team«-Film jedenfalls konkurrenzfähig.

Dennoch scheint Carnahan als Actionregisseur überfordert. Action entsteht bei ihm durch bloße Effekte, vor allem schnelle Schnitte und eine hämmernde Tonspur. Das ist umso bedauerlicher, weil ihm mit Liam Neeson, Bradley Cooper (»Hangover«) und »District 9«-Entdeckung Sharlto Copley Schauspieler mit gutem komödiantischem Gespür zur Verfügung stehen. Ihr Entfaltungsspielraum bleibt jedoch überschaubar; die Spezialeffekte stehen, ganz im Gegensatz zum Geist der Serie, im Vordergrund. Vielleicht nehmen Neeson, Cooper & Co. ihre Rollen auch deswegen manchmal etwas zu ernst.

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