Kritik zu Das Mädchen aus Monaco

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Ist es die luftige Meeresbrise, das helle Sonnenlicht oder die Erregung des Glücksspiels, die den besonderen Flair von Monaco ausmachen? In Anne Fontaines neuem Film gibt die Stadt einmal mehr den Verstärker für romantische Verwicklungen

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Seit Jahren kultiviert Anne Fontaine in ihren Filmen ein Faible für anzüglich provokante Liebeskonstellationen. Auf die eine oder andere Weise bringt sie immer wieder Unruhe in die Kräfteverhältnisse zwischen den Geschlechtern. Mal stiftet sie Fanny Ardant in »Nathalie – Wen liebst Du heute Nacht?« dazu an, die Treue ihres Ehemanns mit einer von Emmanuelle Béart gespielten Hure auf die Probe zu stellen, mal bringt sie in »Eine saubere Affäre« einen jungen Liebhaber ins Spiel, der nicht nur die Ehefrau verführt, sondern auch in ihrem Mann homoerotische Instinkte hervorkitzelt. In diesem Sinne sind ihre Filme Versuchsanordnungen, die allerdings nicht im sachlich grellen Neonlicht der Labors arrangiert werden, sondern unter den sinnlich flirrenden Bedingungen eines vergnüglichen Luxuslebens.

Erotik und Leidenschaft als Unsicherheitsfaktor in romantischen Verwicklungen, damit beginnt es auch im neuen Film von Anne Fontaine, in dem sie ein sehr lockeres Mädchen auf einen sehr zugeknöpften Mann loslässt. Als Spezialist für aussichtslose Fälle ist Staranwalt Bertrand Beauvois (Fabrice Luchini) nach Monaco gekommen, um eine reife Dame von 70 Jahren (Stéphane Audran) zu verteidigen, die allem Anschein nach ihren sehr jungen russischen Liebhaber ermordet hat. Vor Ort wird der kühle Verstandesmensch unvermutet mit zwei Menschen konfrontiert, die vor allem mit dem Körper arbeiten. Einerseits ist das der Leibwächter Christophe (Roschdy Zem), der ihm als Schutz gegen die Russenmafia zugeteilt wird und sich bald zum Seelentröster und Lebenshelfer entwickelt. Andererseits ist das die lokale Fernseh-Wetterfee Audrey (Louise Bourgoin), die einen entwaffnend offensiven Sex-Appeal zur Schau stellt und mit ihrer mitreißenden Lebensenergie die Grenzen zwischen Liebe und Dienstleistung verschwimmen lässt. So beginnt für den Maitre eine Éducation sentimentale, deren Wirkung heftig verstärkt wird durch den mediterranen Flair von Monaco, das warme Sonnenlicht, die luftige Meeresbrise, die Erregung des Glücksspiels und jenes besondere Parfum, das hier seit Grace Kelly und Cary Grant noch in der Luft hängt.

An dieser Stelle kommt dem Film die Finesse seines Kameramanns Patrick Blossier zugute, der schon in »Die Frau des Leuchtturmwärters« für besondere Liebeslichtverhältnisse gesorgt hat. Und Fabrice Luchini steuert jene schüchtern staunende Verwunderung bei, die er schon in den Ausläufern der Nouvelle Vague kultiviert hat, diese ganz besondere Art, in fassungslosem Schweigen mit weit geöffneten Jungenaugen auf die ungeheuerlichen Wunder der Frauen zu reagieren. Und Louise Bourgoin, die hier in hohen Hacken und ultrakurz schwingenden Kleidchen ihr Leinwanddebüt gibt, verbindet die Natürlichkeit eines sorglosen Mädchens mit den offenherzig zur Schau getragenen Reizen einer durchaus abgebrühten Femme fatale, die gezielt ihren sozialen Aufstieg betreibt.

Auch ohne besonderen Tiefsinn ergibt sich aus diesen Zutaten eine beschwingte Sommerromanze, in der selbst die existenzielle Tragik des Endes ihre Härte verliert.

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