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Gerhard Midding

Als „Das Leben ist ein Chanson“, Alain Resnais' vieldeutige Hommage an die Populärmusik, 1998 auf der Berlinale gezeigt wurde, stand der scheue Regisseur für Interviews nicht zur Verfügung. Aber seine Darsteller waren ein vollgültiger Ersatz.

Gerhard Midding

Wie nur gelangte das T-Shirt mit dem Rambo-Konterfei ausgerechnet 1989 in ein Kinderheim in Kabul? Im Jahr davor hatte er in seinem dritten Kinoabenteuer die Sowjet-Truppen in Afghanistan schließlich noch mächtig aufgemischt. Der Junge aber trägt es stolz. Schau mal, sagt er zu seinem Kameraden, ich sehe genauso aus wie er!

Gerhard Midding

Bei ihm gibt es kaum je einen Moment der Stille. Diesen Regisseur fasziniert der bunte Betrieb des Lebens. Es herrscht Geschäftigkeit, alle Welt redet durcheinander, die Einstellungen sind drangvoll, oft bis in die Tiefe des Bildraums hinein: Das Chaos muss geordnet werden.

Gerhard Midding

Wenn zu Beginn eines Films Zeit und Ort eingeblendet werden, dient das in der Regel der Klärung. In Whit Stillmans Filmen ist das Gegenteil der Fall. Nicht, dass die Einblendungen nicht hilfreich wären, aber sie setzen eher Fragezeichen. Und damit bereits die erste Pointe der Filme.

Gerhard Midding

Der Film hatte mich rasch in der Tasche. Nach drei, vier Minuten schon schlug mein Puls schneller. Aber war das tatsächlich sein Verdienst oder das von Charles Aznavour?

Gerhard Midding

Ohne Zweifel wäre er ein hervorragender Schuster geworden. An Demut und Geduld hätte es ihm nicht gefehlt; erst recht nicht an jener Sorgfalt, die ein beherrschtes Handwerk in eine Kunst verwandeln kann. Seine Schuhe hätten sich durch Anmut und Eleganz ausgezeichnet. Sie hätten perfekt gepasst. Und wenn es der Stil erforderte, wären die Nähte sichtbar gewesen.

Gerhard Midding

Das Schöne an den Filmen von Abbas Kiorastami sei nicht ihre Geschichte, stellte sein mexikanischer Kollege Carlos Reygadas einmal fest. Nein, es beruhe auf der Anmuteines fahrenden Autos und des Geräusches, das dabei entsteht.

Gerhard Midding

Niemand filmt Uhren so wie er. Das Gleiche gilt für Insekten. Fangen wir mit Letzteren an, denn Jan Troell macht sich von ihnen ein eigenes Bild. Es ist aus dem Leben gegriffen.

Gerhard Midding

Diese Tendenz kündigt sich bereits in den Namen an, die ich gestern aufzählte: Es sind zunehmend Regisseurinnen, die sich dieses schwierige Terrain erobern. Claire Denis stand 2001 noch allein auf weiter Flur. Ihr „Trouble every day“ gab sich kühn als Kannibalenfilm aus. Ganz zog sie das Vorhaben nicht durch, es war kein Tabu für sie, aber noch nicht abbildbar. Die Figuren bissen noch zu wie Vampire.

Gerhard Midding

„Titane“, der heute in unseren Kinos anläuft, ist ein verwegener Ritt. Er missachtet fast alle Stoppschilder und hängt sämtliche Konventionen ab. Julia Ducournau wirft einen Blick unter die Kühlerhaube des Lebens, der sensibleren Naturen schwer zuzumuten ist. Die Mordszenen sind noch dann unerträglich, wenn der Schrecken außerhalb des Bildes liegt; die Tonspur ist suggestiv genug. Ducournaus Erzählimpuls ist die Grenzüberschreitung: der Geschlechter und der Genres, was im Französischen ein und dasselbe ist.