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Gerhard Midding

Der Mai begann nun tatsächlich mit dem Streik der Drehbuchautorengilde in den USA. Aber der Vormonat klang mit einigen guten Nachrichten aus. Drei haben mich besonders gefreut. Zuallerst ist das natürlich die Kunde aus Teheran, dass Jafar Panahi seinen Pass zurückerhalten hat und das Reiseverbot für ihn aufgehoben wurde.

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Es steht zu befürchten, dass dies ein reichlich monotoner Eintrag wird. Das Risiko besteht, wenn man über jemanden schreibt, von dem man annehmen darf, dass er ohne Tadel war. Aber vielleicht gelingt es mir, meiner Bewunderung für den gerade verstorbenen Harry Belafonte doch einige Facetten zu verleihen.

Gerhard Midding

Sechs Tage muss Captain Nathan Brittles noch in seinem Kalender ausstreichen, dann schickt ihn die US-Kavallerie in den Ruhestand. Seine Ordonnanz, der trinkfeste Sergeant Quincannon, sieht dem Datum voller Nostalgie entgegen: "Die Armee wird nicht mehr Dieselbe sein, wenn Sie weg sind." Nein, erwidert sein Vorgesetzter abgeklärt, die Armee wird immer Dieselbe sein, Sonne und Mond verändern sich, aber die Armee verändert sich nicht.

Gerhard Midding

Eigentlich müssten mit dem medialen Wandel in Kaliornien wieder Goldgräberzeiten angebrochen sein. Die wachsende Zahl von Streamingplattformen braucht immer mehr von dem, was man heute ratlos "Content" nennt. Davon müssten Drehbuchautoren normalerweise auch profitieren. Tatsächlich jedoch, beklagt deren Gewerkschaft, sind ihre Honorare rückläufig.

Gerhard Midding

Der Starruhm von Timothée Chalamet ist ein Phänomen, das ich mit Freude und Unglauben betrachte. Ich gönne ihm diesen von Herzen, aber bin nicht sicher, ob er ihn verdient.

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Der Schmerz braucht kein Vorbild. Ein Filmemacher muss ihn kennen oder sich ihn wenigstens vorstellen können. Anderswo abschauen lässt er sich jedenfalls nicht. Aber das schließt nicht aus, dass er eine Genealogie hat.

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Schwer zu sagen, ob „Tagebuch meiner Kindheit“ nun eine Phase im Werk von Marta Mészàros' Werk abschließt oder ob mit ihm 1982 eine neue beginnt. Gleichviel, der Film, den arte heute Abend in der Reihe „ArteKino Classics“ zeit, stellt ein wichtiges Scharnier dar in dieser spannenden Filmographie.

Gerhard Midding

Es wäre Unfug, einen Maigret-Film in der Gegenwart anzusiedeln. Diese Figur ist an Sitten und Klima jener Epoche gebunden, die Claude Chabrol einmal "le temps Simenon" nannte. Sie verknüpft sich mit der Topographie eines Paris, in dem es noch kleine Geschäfte und Handwerksbetriebe gibt und die gesellschaftlichen Sphären sich nur begegnen, wenn ein Verbrechen begangen wurde. Das hat Patrice Leconte also schon mal richtig gemacht.

Gerhard Midding

Die Kriterien, nach denen Kinos die Szenenfotos für das Cover ihrer Programmhefte auswählen, beschäftigen mich seit Jahren. Soll es ein provokantes Bild sein, das Neugier weckt? Eines, das einfach durch seine Schönheit bestrickt? Oder gar eines, das wie ein Motto funktioniert, wie eine Essenz dessen, was im jeweiligen Monat läuft?

Gerhard Midding

"Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der die Kultur über Gegenstände weitergegeben wurde", sagt der Comiczeichner Aksel in »Der schlimmste Mensch der Welt«. Er fährt fort: "Sie war interessant, weil wir zwischen ihr leben konnten." Julie, die ihn im Krankenhaus besucht und gut 20 Jahre jünger ist, versteht nicht ganz, wovon er spricht – meint er Bücher? Ja, die meint Aksel auch.