DVD-Tipp: »Mad God«

© Plaion Pictures

2021
Original-Titel: 
Mad God
Heimkinostart: 
23.05.2024
L: 
83 Min
FSK: 
16
Abstieg in die Unterwelt

Er zählt den niederländischen Maler Hieronymus Bosch zu seinen Einflüssen, den tschechischen Filmemacher Karel Zeman und den Schweizer Psychiater C. G. Jung, auch beruft er sich auf Zemans Landsmann Jan Švankmajer sowie die in England arbeitenden Quay-Brüder. Er beschwört die ehrwürdige Tradition handgemachter Tricktechnik im Gefolge der Großmeister Willis O'Brien und Ray Harryhausen (deren Wirken beispielsweise in »King Kong« respektive »The 7th Voyage of Sinbad« zu bestaunen ist). Seine mehrfach oscargekrönte Arbeit lässt sich sehen unter anderem in »Star Wars«, »RoboCop«, »Jurassic Park« und »Starship Troopers«.

Phil Tippett, 1951 im kalifornischen Berkeley geborener Visual-Effects-Techniker und Stop-Motion-Animator, schickt in seinem von kommerziellen Interessen offenbar unbehelligten, gedanklich frei flottierenden Langzeit- wie Herzensprojekt »Mad God« einen soldatischen Attentäter in eine Unterwelt, gegen deren Grauen das der Hölle verblasst. Sodann lässt er dort das Unbewusste von der Leine und dem Verdrängten freien Lauf – und ein urgewaltiger Triebsumpf umhüllt den Verstand, verschlingt den Sinn und macht den Teufel neidisch. Dante und Milton werfen ihre Schatten auf eine Szenerie, in der der ewige Kreislauf von Werden und Vergehen unter kulturpessimistischen Vorzeichen als alchemistisches Zusammenbrauen und willkürliches Vernichten gestaltet ist. Es ist dies kein Film für Kinder, und auch Erwachsene seien gewarnt.

Die Präsentation als Mediabook wird dem Opus magnum, mit dem ein Meister seines Fachs sein Lebenswerk krönt, gerecht und lässt keine Wünsche offen: Mit Interviews, umfassenden Dokumentationen und knackigen Featurettes, zusätzlichem Bild- und Textmaterial sowie zwei Booklets ist es opulent ausgestattet.

Dazu kommen zwei Audiokommentare. In dem einen schildern Cast und Crew Feinheiten und Tücken der Produktion. In dem anderen unterhalten sich Tippett und Guillermo del Toro über die Geschichte der Kunstform und die quasimagische Praxis der Stop-Motion-Animation, die hier klar und deutlich ein Zeichen des Widerstands setzt gegen den digitalen Wahn und blitzsaubere Gutelaunefilme.

 

 

VÖ: 23. Mai 2024

Bestellmöglichkeit (Mediabook)

 

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