ZDF-Mediathek: »Der Schatten«
»Der Schatten« (Miniserie, 2023). © ZDF / Tomas Mikule
Die Journalistin Norah Richter vollzieht einen Neubeginn. In Berlin hatte sie einen Mobbingskandal aufgedeckt, den Text ohne Rücksprache veröffentlicht – und wurde entlassen. Beim Wiener Magazin »Neue Normalität« hingegen ist sie willkommen. Der Chefredakteur begrüßt sie überschwänglich, ist des Lobes voll. Norahs Vorschlag, über obdachlose Frauen zu schreiben, stößt bei ihm aber doch auf Abwehr. Ein anderes Thema hat Vorrang. Der umstrittene Aktionskünstler Wolfgang Balder ist endlich bereit zu einem Interview, will es aber nur mit Norah führen. Pikant, weil die ihn in einem Artikel scharf kritisiert hatte. Kollege Emil wird ausgebootet und giftet Norah an, obwohl die den begehrten Auftrag gar nicht wollte.
Norah lässt sich darauf ein, den Triple-X-Künstler – exzentrisch, exaltiert, exzessiv – zeitweilig zu begleiten. Doch dann wird sie abgelenkt. Bei einem Spaziergang durchs heiß durchwallte Wien wollte sie einer alten Bettlerin behilflich sein. Die griff Norah beim Kragen und orakelte: »Du bringst den Tod. (…) Am 13. August wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Mit gutem Grund und aus freien Stücken.«
Norah glaubt nicht an Parapsychologie. Aber es bleibt ein Quentchen Beunruhigung, und die steigert sich, weil sich in ihrer Umgebung rätselhafte Vorgänge häufen. Mehrmals bemerkt sie, dass jemand in ihren Räumen – natürlich handelt es sich um eine großzügige Altbauwohnung in bester Lage – gewesen sein muss. Durch puren Zufall entdeckt sie ein Firmenschild: Arthur Grimm. Der ist ihr bislang unbekannt, jetzt möchte sie mehr über ihn wissen. Sie sucht nach der Bettlerin, findet deren Schlafplatz – und die alte Frau tot im Kanal treibend. Neues Futter für Norahs wachsende Verstörung... Polizei und der für einen Neuankömmling erstaunlich große Freundeskreis wiegeln ab. Ihr Ex-Freund vermutet, dass sie einen Rückfall in die Drogensucht erlitten hat.
Stefanie Veith, die für den Sechsteiler »Der Schatten« einen Roman der Thrillerautorin Melanie Raabe adaptierte, lässt das Geschehen in Form eines Countdowns ablaufen. Der zeigt an, wie viele Tage noch bis zum ominösen 13. August verbleiben, wobei die Spanne zwischen den Einblendungen bis zur Klimax immer kürzer wird.
Es ist eine Geschichte wie aus dem Thrillerbaukasten. Eine noch junge, aber bereits sehr erfolgreiche, selbstbewusste Angehörige eines gehobenen Berufes, der sie nicht an einen Arbeitsplatz fesselt, trägt ein Trauma mit sich herum und wird wahlweise von einer Kabale oder von Spukerscheinungen geplagt. In der Folge verliert sie langsam die Fassung, bis die Einweisung in die Psychiatrie droht.
Die Hauptdarstellerin Deleila Piasko spielt das fraglos gut, ohne Scream-Queen-Getue, wacker unterstützt von den Maskenbildnern, die ihr immer tiefere Schatten unter die Augen malen. Aber man muss gar nicht zweimal nachdenken, um das klapprige Gerüst der Story wahrzunehmen. Zufall und Willkür regieren so ausschweifend, dass das Geschehen eher Belustigung denn Grusel erzeugt.
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