Mediathek: »Wendehammer«
© ZDF/MOOVIE GmbH / Hardy Spitz
Als Teenager sind Franziska, Meike, Nadine und Samira regelmäßig in dem kleinen See baden gegangen. Mittlerweile wohnen sie Tür an Tür in einer kurzen Sackgasse. Immer noch nahe am See, den sie inzwischen meiden. Sie wissen, was sich darin verbirgt. Franziska Schoeller (Susan Hoecke) ist die personifizierte Perfektion. Sorgende Mutter, exzellente Köchin. In der Anwaltskanzlei ihres Vaters behebt sie die ständigen Versäumnisse ihres dort tätigen liederlichen Gatten. Nebenher holt sie ihr Studium nach. Meike Nowak (Meike Droste) muss zum Familienunterhalt beitragen, hat ein kleines Kind und wird von der Suche nach einem Kitaplatz beansprucht. Ihre Fantasie gaukelt ihr stets die schlimmstmögliche Entwicklung vor, die sie in neurotischen Wortschwällen an die Freundinnen weitergibt. Die Lokaljournalistin Nadine Jacobi (Friederike Linke) geht unbeschwert durchs Leben. Ihr Mann arbeitet als Koch auf hoher See. Über erotische Entbehrungen hilft sich Nadine fidel hinweg. Notfalls muss der Postbote einspringen. Dumm nur, wenn der gegen Nadines Katze allergisch ist und einen Erstickungsanfall erleidet. Zum Glück wohnt Samira Torabi (Elmira Rafizadeh) in Rufweite. Die unterkühlte Ärztin arbeitet in einer Klinik, hofft auf einen besseren Posten und steht dabei in Konkurrenz zu dem bissigen Kollegen Jörn Tauber (Marc Ben Puch). Neu hinzugezogen nebst Ehemann ist Julia Arnim (Alice Dwyer), ebenfalls Mutter eines kleinen Kindes. Ihren Eltern zuliebe schreibt die Architektin an ihrer Dissertation, soll in Kürze abgeben, kämpft aber weiterhin mit dem ersten Kapitel.
Dem Vorstadtmilieu lässt sich erzähltechnisch einiges abgewinnen. Der Widerspruch zwischen gediegener Bürgerlichkeit, die auch ökologisch-alternativ ausfallen kann, und verborgenen Konflikten liefert viel Reibung für dramatische Verwicklungen. Serien wie »Desperate Housewives«, »Feine Freundinnen«, »Vorstadtweiber« haben es gezeigt. Das ZDF möchte sich mit der sechsteiligen Serie »Wendehammer« anschließen, doch das Qualitätsgefälle zeigt sich schnell. Die Späße sind plump und abgegriffen, die Drehbücher nachlässig. Die Schauspielerinnenführung ist disparat, die Inszenierung bieder. Beispiel Meike Nowak: ein Trampel mit lächerlicher Frisur, ein Zerrbild. Ständig setzt sie ihre Brille auf und ab, wobei sich das Regieteam offenbar uneins war, ob sie nun weit- oder kurzsichtig ist. Nowaks Klamauk und Jacobis erotische Eskapaden stehen in Kontrast zu Torabis Angst, an Krebs erkrankt zu sein. Ein breites Spektrum an Themen und Tonarten, die ebenso wenig wie die diversen Handlungsstränge überzeugend zusammengeführt werden. Verwundern muss der lässige Umgang mit den Zeitebenen. Mitunter scheinen sich die Figuren an mehreren Orten gleichzeitig aufzuhalten. Zu allem Überfluss wird das Geschehen maßlos mit Musik zugedröhnt.
In der ARD-Mediathek ist »Vorstadtweiber« noch abrufbar. Mit der österreichischen Serie von Uli Brée ist man entschieden besser bedient.
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