Mediathek: »Legal Affairs«

»Legal Affairs« (Serie, 2021). © ARD Degeto/RBB/Kerstin Jacobsen

© ARD Degeto/RBB/Kerstin Jacobsen

Macht und Manipulation

In der Pressearbeit zur neuen Serie »Legal Affairs« stellt die ARD die Mitwirkung des prominenten Anwalts Christian Schertz heraus, der als Executive Producer und Berater fungiert und auch die Idee geliefert hat. Das Konzept hat seinen Reiz, ist aber nicht ohne Vorbild. 2012 brachte die US-Erfolgsproduzentin Shonda Rhimes mit »Scandal« eine Serie über eine Washingtoner Krisenmanagerin auf den Bildschirm. Die gelernte Juristin Olivia Pope (Kerry Washington) rauschte von Krisenherd zu Krisenherd, vertuschte Affären – auch eigene –, kaschierte Jugendsünden und behob PR-Pannen. Ständig war sie in Bewegung – kaum hatte sie ein Problem gelöst, rief das Smartphone bereits zur nächsten Misere.

Leo Roth (Lavinia Wilson) ist die deutsche Entsprechung mit vergleichbarem Tätigkeitsfeld und verwandtem Modegeschmack, jedoch um einige Grade realistischer als Olivia Pope, denn im Bemühen um Steigerung trieb Shonda Rhimes die Geschichte sehr bald in den Aberwitz mit wilden Kabalen, geheimdienstlichen Machenschaften, schwüler Erotik, abgefeimten Terroristinnen, denen Olivia Pope auch noch verwandtschaftlich verbunden war.

Wo Olivia Pope beruflich wie privat häufig im Weißen Haus wirkte, begnügt sich Leo Roth mit dem Roten Rathaus in Berlin. Wie Pope hatte sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann und kann von dem noch nicht ganz lassen, belauert ihn und seine Familie, bricht sogar in deren Wohnung ein.

Roth ist nicht zimperlich. Ihr charmantes Lächeln kann sich im Nu in ein Fletschen verwandeln. Sie kann Menschen massiv zusetzen, treibt sie bisweilen in die schiere Verzweiflung, gar bis in den Suizid. Diese Hauptfigur ist widersprüchlich und damit mutig angelegt. Keine leichte Aufgabe, einer solchen Gestalt die Zuneigung des Publikums zu sichern. Es gelingt, weil Lavinia Wilson eine hinter der ausgestellten Kaltschnäuzigkeit versteckte Verletzlichkeit durchscheinen lässt. Es wäre gar nicht nötig gewesen, eine aus Verzweiflung in den Freitod gegangene junge Frau als mahnende Geistererscheinung in die Szenerie zurückzuholen.

Abseits üblicher Routinen agiert auch Bildgestalter Julian Hohndorf mit einer dynamischen Handkamera und einer flexiblen Schärfentiefe, die beispielsweise von einem Redner im Vordergrund in einer ununterbrochenen Einstellung zu einer Person im Mittel- oder Hintergrund verschoben wird. Vielleicht irritierend für Zuschauer, die glasklare, unnatürlich ausgeleuchtete und stechend scharfe TV-Bilder gewohnt sind. Auch der rasante Wechsel zwischen den Erzählsträngen entspricht nicht der Hausmannskost deutschen Fernsehschaffens.

Ganz klischeefrei aber geht es auch hier nicht ab. Journalisten aus der Boulevardsparte treten durchweg als schmuddelige, abstoßende Gestalten in Erscheinung. Als wenn man dieser Spezies den niederträchtigen Charakter immer auf Anhieb ansehen könnte...

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Meinung zum Thema

Kommentare

"dynamische Handkamera und flexible Schärfentiefe..." - soll das Kunst sein? Das ist gruselig und kaum augenfreundlich.

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