DVD-Tipp: »Texas Killing Fields«
Ein Auto steht verlassen, mit offenen Türen in menschenleerer Sumpflandschaft, der Führerschein zeigt das Foto einer jungen, blonden Frau, und dass die Geschichte auf wahren Ereignissen beruht, macht die Sache nicht besser. »Texas Killing Fields« spielt in Texas City, dort wo Sozialfürsorge und Verbrechensbekämpfung genauso fließend ineinander übergehen wie Privates und Öffentliches. Die Angst um eine vermisste junge Frau verbindet sich mit der Drohung, die von einem ermordet aufgefundenen Mädchen ausgeht. Über den Sümpfen liegt ein Hauch von Louisiana, diese dampfend brütende Wärme, in der das Verbrechen gärt, mit heruntergekommenen Crack-Huren, verwahrlosten Kindern aus zerrütteten Familien, mit Zuhältern für Kinderprostituierte, und dazu kommt noch das angespannte Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen. Ami Canaan Mann schürt in ihrem zweiten Spielfilm eine Stimmung, in der nicht nur die Lichtverhältnisse schummrig sind – und verrät dabei durchaus Einflüsse ihres berühmten Vaters Michael Mann, der auch als Produzent fungierte: Elegant magnetische Kamerafahrten vermitteln die lauernde Gefahr, die die atmosphärischen Schauplätze vergiftet. Ein Ensemble großartiger Schauspieler reichert die Textur des Films an, unter anderem die 15-jährige Chloë Grace Moretz, mit Auftritten in »Hugo Cabret« und »Dark Shadows« gerade ganz groß im Kommen, Sheryl Lee, die als Laura Palmer in »Twin Peaks« berühmt wurde, Jason Clarke und Stephen Graham als finstere Schlägertypen und Jessica Chastain, die schon in »Tree of Life« und »Take Shelter« zähe Stärke mit brüchiger Verletzlichkeit verband. Schließlich geben der mit Avatar berühmt gewordene Sam Worthington und der vor allem aus dem Fernsehen bekannte Jeffrey Dean Morgan ein schönes Cop-Duo ab: Beide tragen Altlasten aus der Vergangenheit ins Dickicht dieser Geschichte, außerdem spürt man zwischen ihnen auch die Friktion, die sich aus ihrer unterschiedlichen Herkunft ergibt, aus der Metropole New York und dem texanischen Land. Allein die Dramaturgie ist mit einigen Unstimmigkeiten und losen Enden noch ein wenig holprig geraten – das dürfte auf das Konto des Drehbuchautors Don Ferrarone gehen, der sich sonst als Mitproduzent eher knalliger Actionthriller hervorgetan hat.
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