Better call Q!
Ben Whishaw als Q in »Skyfall« (2012)
Lange kann das nicht mehr so laufen mit Bond, James Bond. Seine letzthin verschiedene Chefin hat ihn schon vor Jahren als »sexistischen, misogynen Dinosaurier« bezeichnet; der nerdige neue Quartermaster, Q, meint, dass er selbst am Laptop im Pyjama vor seiner ersten Tasse Tee mehr Unheil anrichten könne als 007 in einem Jahr Actioneinsatz. Und jedes Mal, wenn ein Bond-Film ansteht, fängt die Debatte wieder an. Ist dieser weiße Upperclass-Soziopath mit der Goldenen Kreditkarte noch zeitgemäß? James könnte auch mal eine Jasmin sein oder schwarz oder schwul.
Nett gedacht, aber: So etwas würde den Markenkern ruinieren – das wäre nicht mehr Bond. Und es gibt eine viel elegantere Lösung. Dem Branchenblatt »Variety« ist kürzlich aufgefallen, dass die Geheimorganisation »Spectre«, die dem aktuellen Film den Titel liefert, mitsamt ihrem Logo verdächtig an die Geheimorganisation »Hydra« erinnert, die Captain America seit Ewigkeiten das Leben schwermacht. Will die Bond-Serie die Marvel-Liebhaber angraben? Tatsächlich gibt es einige Indikatoren, die nahelegen, dass Bond sich erzähltechnisch und motivisch an hippere Kinofranchises und Fernsehserien heranrobbt. Drama und Trauma (tote Geliebte, tote Eltern, tote Ersatzmutter)! Filmübergreifende Handlungsstränge (Mr. Weiß, Spectre)! Ausgearbeitete Nebenfiguren!
Hier mein Vorschlag: line extension. Erweiterung der Produktpalette. Die Bond-Kollegen bekommen eigene Filme. Ich sehe Moneypenny als Undercover-Agentin im Frauenknast (»Eve – Die Raubkatze«, Gastregisseur Quentin Tarantino) und Ben Whishaws Q, die Hoffnung der Gay Community und jungen Fans, in »Dress for Success«. Ich sehe den neuen M von Ralph Fiennes in einer knallharten Serie um globale politische Intrigen (»Game of Drones«), aber auch eine Sitcom, in der das MI6 eine Wohngemeinschaft gründet und Interventionen veranstaltet, da würde in Flashbacks Judy Dench wieder auftauchen. Und... äh, Bond? Der könnte endlich mal Atem holen. Liegekur in Davos, mit Massagen und Gesprächstherapie. Vielleicht findet sich jemand, der das für die Extras der »Spectre«-DVD-Edition dokumentiert.
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