Film des Monats Januar: »Midwives«
Die Rohingya in Myanmar sind laut den Vereinten Nationen die »am stärksten verfolgte Minderheit der Welt«; allein nach den Ausschreitungen des Jahres 2017 sind Hunderttausende geflüchtet. Auch in Myanmar sind die größtenteils muslimischen Rohingya rechtlos: Sie haben keine Papiere, dürfen nicht wählen oder zur Schule gehen, können nicht reisen. »Midwives«, deutsch: Hebammen, führt in den Bundesstaat Rakhaing. Hier betreibt Hla, Angehörige der buddhistischen Mehrheit, eine improvisierte Klinik. Unter großer persönlicher Gefahr kümmert sie sich um schwangere Rohingya-Frauen, die sonst keine Hoffnung auf medizinische Versorgung haben. Unterstützt wird die Hebamme von der Muslimin Nyo Nyo. Die möchte eigentlich nach Rangun zu ihrer Schwester ziehen. Doch als sie selbst zum dritten Mal schwanger wird, muss sie von diesem Traum Abschied nehmen. Inmitten der Kämpfe, die zum Militärputsch von 2021 führen, beschließt sie, ihre eigene Klinik aufzubauen . . . So etwa in den Maßen zwei mal zwei Meter.
Die in Myanmar lebende Cutterin und Regisseurin Snow Hnin Ei Hlaing hat die beiden Protagonistinnen ihres ersten abendfüllenden Dokumentarfilms sechs Jahre lang respektvoll und mitfühlend begleitet. Sie bringt dem Zuschauer das Leben in der zerrissenen, bitterarmen Region sehr nahe: die Belastung der Muslimin, die neben ihrer Pflegearbeit Mann und Kinder versorgt, den Hass, dem die Rohingya ausgesetzt sind, den erdrückenden Mangel, aber auch die Schönheit der Landschaft und das Glück, das die Hebammen den widrigen Umständen abringen – immer wenn eine Geburt gelingt, ein Kind zur Welt kommt.
»Midwives« wirft ein scharfes Licht auf ein seit Jahrzehnten andauerndes Staatsverbrechen, das bei uns kaum mehr in den Nachrichten auftaucht. Der Film macht aber auch Mut: als Porträt zweier hartnäckiger Frauen im alltäglichen Widerstand gegen politischen Wahn und als Plädoyer, uns auf das zu besinnen, was uns alle verbindet.
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