DVD-Tipp: »The Outsiders – The Complete Novel« (1983)
© Studiocanal
Francis Ford Coppola gehört zu den wenigen amerikanischen Regisseuren, die noch die Rechte an ihren eigenen Filmen halten. Das führt dazu, dass er in den letzten 20 Jahren verstärkt die eigenen Werke neu montiert und in unterschiedlichen Fassungen wieder herausbringt. Das bekannteste und auch berüchtigste Beispiel ist »Apocalypse Now«, der nach seiner Uraufführung in Cannes im Mai 1979 zunächst als 153-Minuten-Version in die Kinos kam. 2001 erschien dann die vielbeachtete Redux-Version, die 49 Minuten länger war, dem Film einen ganz neuen Rhythmus verlieh und ihn thematisch erweiterte. 2019 brachte Coppola sein Werk erneut heraus, kürzte die Redux-Version nun wieder um 20 Minuten und erklärte »Apocalypse Now Final Cut« zu seiner Lieblingsversion. Vollkommen missraten ist übrigens Coppolas Neufassung von »Der Pate III«.
Völlig anders liegt der Fall nun bei Coppolas »The Outsiders«, der 1983 in die amerikanischen Kinos kam. Vor allem der Cast sorgte für Aufsehen, mit späteren Hollywoodstars wie Matt Dillon, Diane Lane, Tom Cruise (in einer Nebenrolle), Patrick Swayze, Rob Lowe und den in Vergessenheit geratenen Thomas C. Howell und Ralph Macchio. Der Film erzählt von zwei verfeindeten Jugendgangs: den Greasers, die aus der Arbeiterklasse stammen, und den Socs, die aus betuchten Verhältnissen stammen und sich teure Autos leisten. Vor allem Matt Dillon ragte als »Halbstarker« und tragischer Antiheld heraus. Coppola wäre aber nicht Coppola, wenn er nicht auch in diesem eher kleineren Werk nicht wieder große Ambitionen gehabt hätte. Im Bonusmaterial erläutert er, dass ihm ein epischer Film, eine Art »Vom Winde verweht« für Jugendliche, vorschwebte. So komponierte dann Vater Carmine Coppola einen sehr symphonischen Soundtrack, und die Szene, in der sich zwei Greasers in der Abendsonne ihre Träume gestehen, irritierte viele hartgesottene Filmkritiker, die den Film kitschig fanden.
Francis Ford Coppola musste sich nach seinem kommerziellen Riesenflop »One from the Heart« filmisch neu erfinden und brauchte kommerzielle Hits, um sein vor dem Bankrott stehendes eigenes Studio American Zoetrope zu retten. Daher ging er dann den Kompromiss ein, »The Outsiders« auf den Wunsch des Studios Warner Brothers massiv auf eine handelsübliche Kinoversion von 91 Minuten zu kürzen. Die 10-Millionen-Dollar-Produktion spielte in den USA immerhin 33 Millionen Dollar ein. Wirklich sanieren konnte sich Francis Ford Coppola damit nicht, zumal der sofort im Anschluss gedrehte, sehr viel ambitioniertere »Rumble Fish« an den US-Kassen wieder floppte.
Da aber vor allem von Jugendlichen immer wieder nach den gravierenden Unterschieden zur Romanvorlage gefragt wurde, erschien 2005 die 22 Minuten längere, auch viel schlüssigere Version. Auch die viel zu elegische Musik von Vater Coppola wurde weitgehend entfernt und durch einen rockigeren Soundtrack ergänzt, zwei neue Songs von Elvis wurden hinzugefügt, so dass »The Outsiders« auch musikalisch eher den Sound der damaligen Jugend trifft.
In der vorliegenden Sammleredition greift man nun im Vergleich zur 2005er- Ausgabe auf eine neue Bild- und Tonrestaurierung zurück, was anschaulich dargestellt wird. Erstmals sind die neu eingefügten 22 Minuten auch synchronisiert, und man kann die Kinofassung mit der erweiterten Fassung vergleichen. Und so ist die Neuerscheinung von »The Outsiders – The Complete Novel« rundum gelungen und durch viele informative Extras eine interessante Ausgabe für Film- und Coppola-Liebhaber.
VÖ: 11. November 2021
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