Kritik zu Good Boys
In seinem Regiedebüt wagt Gene Stupnitsky eine Teenagerkomödie nach dem Vorbild von »Superbad« und kommt über das Niveau von Pubertierenden nicht hinaus
Gute Teenagerkomödien zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Jugendlichen mit ihren Nöten an der Schwelle zum Erwachsenendasein in all ihren peinlichen und unbeholfenen Facetten darstellen. Im Arthouse-Kino heißt das Coming of Age und es geht um Veränderungen, Verluste und Neuanfänge. Komödien kaprizieren sich dabei gern auf all die Peinlichkeiten, die rund um das Thema Sex entstehen. Das ist meist derb, kann aber durchaus witzig sein. »Superbad« aus dem Jahr 2007 war so ein Beispiel. Nun haben die Drehbuchautoren eben dieser Highschool-Komödie ihr erfolgreiches Konzept auf jüngere Protagonisten übertragen. Drehbuch und Regie übernahm Gene Stupnitsky, der dem Vorbild nachzueifern versucht – dabei aber kaum über das Niveau von Pubertierenden hinauskommt.
Max (Jacob Tremblay), Thor (Brady Noon) und Lucas (Keith L. Williams) sind Freunde seit Kindergartenzeiten, drei nette, unschuldige Jungs, die den Ernst ihres Alters erkannt haben: Es ist Zeit, cool zu werden, Alkohol zu trinken, an den teils schmächtigen Körpern Muskeln aufzubauen und ein Mädchen zu küssen. Doch so richtig ist ihnen noch gar nicht danach. Thor will eigentlich nur in dem Schulmusical die Hauptrolle singen und hat auch die Stimme dafür. Leider: uncool. Lucas, der herzensgute Softie, will für Recht und Ordnung und vor allem gegen Drogen eintreten. Leider: ebenfalls uncool. Max, entzückend gespielt und geschickt besetzt mit dem kecken wie charmant-naiven Tremblay (»Raum«) schwärmt für Brixlee (Millie Davis) und erfüllt gerade so die Kriterien, um bei Sorens (Isaac Wang) Gang anzukommen. Max zumindest ist es, der zu der Party der Coolen eingeladen wird, einer Party, bei der Flaschendrehen im Mittelpunkt steht. »Kissing Party« heißt das in den USA. Und da Max ein feiner Kerl ist, sollen seine Freunde Thor und Lucas mitkommen. Es gibt nur ein Problem: Sie wissen nicht, wie man küsst. Also müssen sie schnell die Grundlagen lernen – theoretisch zumindest. Absolut verbotenerweise leihen sie sich dafür die Drohne von Max' Vater aus, um der jungen Nachbarin – »die ist Nymphomanin« – beim Küssen zuzusehen. Natürlich geht das gründlich schief, die Drohne kaputt und plötzlich sind die drei Zwölfjährigen in eine rasante Jagd zwischen Ecstasy, Sexspielzeug, Alkohol und Polizeieinsätzen verstrickt.
»Good Boys« hat durchaus lustige Momente, wenn das Trio etwa ungeniert Fremdwörter und Sätze Erwachsener nachplappert, oder wenn die drei schockiert das Laptop zuklappen, weil die Frau in dem Porno gleich mehrere Männer hat und noch dazu viel zu große Brüste. Diese Momente erschöpfen sich aber schnell und konzentrieren sich allzu sehr auf Gags mit falsch verstandenen Sexspielzeugen. Es fehlt Stupnitsky in seinem Regiedebüt an Inspiration. Dabei deutet er die ernsten Momente durchaus an: Alle drei haben jeweils mit anderen Problemen zu kämpfen und teilen die Sorge, dass mit dem Eintritt in die Highschool nichts mehr so sein wird, wie es einmal war – auch und vor allem zwischen den drei Jungs. Doch das ständige Gekreische und Gerase übertönt diese leisen Töne.
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