Kritik zu Killing God – Liebe Deinen Nächsten

© Lupus Media

2017
Original-Titel: 
Matar a Dios
Filmstart in Deutschland: 
27.12.2018
L: 
93 Min
FSK: 
Ohne Angabe

In ihrem als schwarze Komödie angelegten Spielfilmdebüt lassen die Spanier Caye Casas und Albert Pintó vier Menschen über den Fortbestand der Menschheit entscheiden

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Man sieht ihnen bei ihrem Streit gern zu, dem wehleidigen Macho Carlos (Eduardo Antuña) und der stets enttäuschten, dicken Ana (Itziar Castro), wenn sie so leiden und sich doch lieben – auch wenn sie sich dabei noch so lächerlich machen. Es ist genau die übertriebene Thea­tralik, für die man so viele spanische Filme liebt. Denn gleichzeitig sind es Geschichten, die die menschlichen Abgründe ergründen. Das Spielfilmdebüt von Caye Casas und Albert Pintó will genau diesen Stoff und die Figuren dazu bieten. Doch die beiden Drehbuchautoren und Regisseure legen noch einen drauf – mit reichlich Splatter, Albernheiten und deftigem Humor – und überheben sich.

Es geht um nicht weniger als die Rettung der Menschheit: Das Ü-Vierziger-Paar Carlos und Ana haben für Silvester ein riesiges marodes Haus in der spanischen Pampa gemietet. In der Küche beten porzellanene Marienfiguren von den Regalen, in den riesigen Hallen und Räumen starren ausgestopfte Tiere und leidende Jesusfiguren von den Wänden auf die schweren Teppiche und Möbel. Schon auf der Fahrt dorthin kommt »Macho-Arschloch« Carlos einem One-Night-Stand seiner Ana auf die Schliche. Über ­Eiern und Zwiebeln für die Tortilla kommt es zum ersten Eklat. Dann treffen auch noch Carlos' Vater Eduardo (Boris Ruiz) und sein jüngerer Bruder Santi (David Pareja) ein. Eduardo hat gerade seine Frau verloren, der er sein Leben lang treu war, nun geht er aber statt in die Kirche lieber zu Nutten, wie er Ana gesteht. Santi kommt nicht darüber hinweg, dass ihn seine langjährige Freundin für einen 18-jährigen schwarzen Argentinier verlassen hat. Er glaubt, dass eine Penispumpe seine Freundin zurückholen könnte.

Es geht also ans Eingemachte in den ersten 45 Minuten, alte Wunden brechen auf und die Figuren schonen sich nicht – bis auf mysteriöse Weise ein alter, kleinwüchsiger Zausel (Emilio Gavira) in der Toilette auftaucht, reichlich Wein trinkt und vorgibt, Gott zu sein, was er eindrücklich unter Beweis stellt. Er will die Menschheit vernichten und die vier Anwesenden, der herzschwache Greis, der impotente Macho, die übergewichtige, frustrierte Ehefrau und der depressive Bruder, sollen bis zum Morgengrauen entscheiden, welche zwei Personen übrigbleiben – die Schöpfungsgeschichte neu aufgerollt quasi.

Es ist nicht schwer zu erraten, was folgt oder folgen könnte. Denn Casas und Pintó verlieren sich im Klamauk, die Figuren ­gewinnen kein Stück an Tiefe, die Beziehungen zueinander auch nicht. Stattdessen setzen sie plötzlich auf völlig unnötigen und unangebrachten Splatter. Der großartige Gavira ist als Gott (oder doch als Landstreicher?) einfach nur albern. Zum Schluss nimmt die Geschichte noch die ein oder ­andere überraschende Miniwendung. Doch eigentlich ist es dann schon zu spät. Schade, die grandiosen Gesichter des spanischen Kinos, der Plot und die liebevolle Ausstattung hätten mehr hergegeben.

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