Kritik zu Chasing the Wind

© Farbfilm Verleih

Melancholie im Licht des Nordens: Rune Denstad Langlo (Nord) inszeniert mit Zurückhaltung und sprödem Charme die Geschichte einer Rückkehr

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4 (Stimmen: 1)

Von Deutschland geht die Reise nach Norwegen, von der Stadt aufs Land, von Straßenschluchten zu einer Idylle aus ein paar hingewürfelten Holzhäusern vor grandiosem Küstenpanorama: Die junge Modedesignerin Anna erfährt vom Tod ihrer Großmutter und kehrt zurück in ihr Heimatdorf, das sie vor zehn Jahren verlassen hat. Wirklich erfreut scheint niemand über ihre Ankunft zu sein. Ihr Großvater, ein mürrischer alter Herr, duldet ihren Besuch mehr, als dass er sie willkommen heißt. Und auch ihr ehemaliger Freund scheint einen Groll gegen sie zu hegen.

Was damals geschah, bevor sie diesen Ort verließ, verrät der Film erst nach und nach. Steinchen für Steinchen setzen die Szenen ein Bild zusammen, in dem der Tod von Annas Eltern das Zentrum bildet, um das sich weitere ungeklärte Geschichten und Konflikte gruppieren. Diese elliptische Erzählweise in oft nur angerissenen Situationen erzeugt einen spröden Charme, da Chasing the Wind sich ganz auf die Charaktere verlässt und sie nicht zu Spielfiguren seiner Konstruktion reduziert.

Marie Blokhus als Anna konterkariert die melancholische Atmosphäre immer wieder mit stillem Lächeln, und Sven-Bertil Taube (Verblendung) als ihr Großvater sorgt trotz glaubwürdiger Bitterkeit für Momente lakonischen Humors, wenn der belesene alte Herr mit deutschen Zitaten und Liebeserklärungen an preußische Tugenden aufwartet, die aus dem Mund eines Norwegers und in der Weite der Landschaft durchaus merkwürdig klingen. Langlos Feingefühl im Umgang mit seinen Figuren setzt sich in der gesamten Gestaltung des Films fort, in der Offenheit der Bilder, den schönen, doch immer dezenten Streicherklängen. In Chasing the Wind ist nicht »alles eitel und ein Haschen nach Wind« wie im titelgebenden Bibelzitat; die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit lenkt das Leben der Beteiligten durchaus in neue Richtungen. Dass manches daran vorhersehbar ist, verzeiht man diesem wortkargen, unaufdringlich berührenden Film gerne.

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