Kritik zu Universalove

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Man geht schlicht davon aus, dass Liebe überall auf der Welt gleich empfunden wird. Folgerichtig erzählt also der österreichische Filmemacher Thomas Woschitz eine globale Liebesgeschichte

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Ob er will oder nicht, »Universalove« ist ein Musikfilm. Ein Film, der auf ganz eigene Weise mit dem Soundtrack umgeht, so dass man nicht mehr weiß, was zuerst da war. Die Rhythmen, die die Bilder erzeugen, lösen sich in Songstrukturen auf, umgekehrt bleibt die flirrende Atmosphäre der Songs an bildlichen Details hängen. So entsteht ein Film, der anders als die wuchernde Clipkultur der Musikbranche seine Geschichte doppelt fragmentarisiert und immer wieder nur kleine Ausschnitte offenbart, darin aber der Liebe als unordentlichem Gefühl unsagbar nahe kommt.

Die Klagenfurter Band Naked Lunch, die sich zwar nach William S. Burroughs' Roman benannt hat, doch die klangliche Drastik nicht, oder nicht mehr vertritt, spielt Liebeslieder jenseits des Mainstreams. Es sind ebenso sanfte wir grobe Klänge, mal akustisch, mal elektronisch, in jedem Fall aber jenseits des Schlagers und damit jenseits des Klischees. Der klagende, reibende Gesang von Oliver Welter lässt das Drama der Liebe ebenso erklingen wie deren Erfüllung.

Regisseur Thomas Woschitz hat sich mit seinen Bildern einem rhythmischen System unterworfen. Er springt zwischen Marseille, Rio de Janeiro, Brooklyn, Luxemburg, Tokyo und Belgrad hin und her, um die Liebe mit ihren Zwängen zu konfrontieren, ihrer Sehnsucht nach Erfüllung und der ewigen Ungewissheit. Dabei entsteht das Gefühl in den Bildern neu. Eine junge Brasilianerin, die sich in den Star einer Soap-Opera verliebt und dann unabsichtlich vor sein Auto läuft, findet in dem realen Mann dann doch nur die Fernsehfigur. Ein Mann in Tokyo verliebt sich in das Bild einer jungen Frau und wird ihr doch nie nahekommen. Ein junges Paar wird von den kriminellen Energien ihrer Umwelt getrennt, ein Taxifahrer fährt voller Eifersucht hinter der Geliebten her, nur um sich von ihrer Treue zu überzeugen, ein altes Paar findet endlich den Bund fürs Leben, und ein schwuler Geschäftsmann muss sich für oder gegen die Liebe zu einem jungen Mann entscheiden.

All diese Geschichten könnten ganze Abende füllen, und doch nicht mehr aussagen als in diesen Fragmenten. Das Mosaik aber hat auch noch einen weiteren Vorteil. Hier lassen sich die vielen Arten der Darstellung, die der Liebesfilm für sich in Anspruch nimmt, miteinander verbinden. Das banal Fröhliche mit dem Zerrissenen, der Kitsch mit dem kargen Realismus, das Poetische mit dem Dokumentarischen. »Universalove« ist eben nicht nur in seinem Thema universell, sondern auch in der Vielfalt seiner Formen. Das hat die Jury des Max-Ophüls-Preises in Saarbrücken im vergangenen Jahr überzeugt, »Universalove« auszuzeichnen. Woschitz nehme die Zuschauer »mit auf eine große Reise und wirft an allen Schauplätzen einen lebensklugen Blick auf die Verwirrungen, die Verrücktheiten und Vergeblichkeiten der Liebe«, heißt es in der Begründung der Jury. Ein Film, den man beim ersten Mal noch lange nicht gesehen hat.

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