Kritik zu The Royal Train
Der österreichische Regisseur Johannes Holzhausen beobachtet die Nachfahren der rumänischen Königsfamilie dabei, wie sie in ihrer ehemaligen Heimat für die Wiedereinführung der Monarchie werben
Der elegant gedeckte Esstisch und die gemütlichen Sitzecken in den Salonwagen könnten ICE-Reisende neidisch machen. Und wie in der guten alten Zeit lassen sich die Zugfenster durch Herunterschieben einfach öffnen. Das ist wichtig, damit die Menschen im Zug von denen draußen gut gesehen werden, wenn sie mit ihren feinen Handschuhen winken. Und auch damit aus dem Zug Broschüren geworfen werden können zum Volk, das auf dem Bahnsteig mit Wimpeln wedelt.
Es sind monarchistische Broschüren mit Bildchen aus der Geschichte der ehemaligen rumänischen Königsfamilie, deren Nachfahren in den vier nachtblauen Waggons durch Rumänien reisen. König Mihal war nach der sozialistischen Revolution 1947 mit der Familie in die Schweiz geflohen. Doch vor ein paar Jahren kehrten zwei seiner fünf Töchter aus dem Exil nach Rumänien zurück. Seitdem arbeitet »Kronprinzessin« Margarita mit Schwester Elena und einem stattlichen Team überzeugter Royalisten an der Reinstallierung der Monarchie und lässt seit 2013 auch die alte Tradition von Provinzrundreisen mit dem königlichen Sonderzug aufleben.
Der österreichische Dokumentarfilmer Johannes Holzhausen hat ein Gespür für starke Stoffe und machte schon aus der letzten Fahrt eines Flugzeugträgers (»Auf allen Meeren«) oder dem Wiener Kunsthistorischen Museum (»Das große Museum«) Filme, deren Blick aus dem eng umgrenzten Raum weit ins Globale schweift. In »The Royal Train« nimmt der Regisseur (selbst ein entfernter Verwandter der Familie) die Rundreise im Dienste der Restauration als Gerüst für eine Groteske, die aus dem Fundus einer K.-u.-k.-Operette stammen könnte.
Da werden auf verwahrlosten Provinzbahnhöfen von Honoratioren hektisch dünne rote Teppiche ausgerollt, und Vertreter der Bevölkerung müssen in Uniformen oder Trachten zur Begrüßung antreten. Nur eine Stationsvorsteherin macht schlecht gelaunte Miene zum Untertanenspiel und statt Hofknicks lieber Dienst. Repräsentativ ist sie nicht: Für viele der von Systemwechsel und Korruption gebeutelten RumänInnen scheint die Idee monarchischer Kontinuität nicht ohne Verführungskraft.
Holzhausen begleitet die Möchtegern-Königin auch bei anderen Lobby-Aktivitäten in eigener Sache – von der Denkmalseinweihung bis zum pompösen Gottesdienst in der orthodoxen Kirche. Alles ist minutiös für den begleitenden eigenen Fotografen inszeniert, passenderweise ist Margaritas Ehemann ein ehemaliger Schauspieler. Eine Herausforderung für Holzhausen, dem es als erfahrenen Filmemacher aber gelingt, auch jenseits dieser Inszenierung aufschlussreiche Blicke ins Innere der feudalen PR-Maschine zu werfen. Als geeignete Kontaktperson dafür findet er einen Kunsthistoriker, der für Margaritas Team angeheuert wurde, um Memorabilien mit königlicher Anmutung zur angemessenen Ausstattung der vom rumänischen Staat schon vor Jahren an die Ex-Royals zurückerstatteten prächtigen vier Schlösser zu erwerben.
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